Mein Liebesleben muss nicht die Erde beben lassen

Alles schon gemacht, alles schon erlebt

Das, was uns viele Medien verkaufen wollen, hat wenig mit der Realität zu tun. Diese Diskrepanz sorgt dafür, dass wir uns selbst unglücklich machen. Umfragen meinen, drei Mal Sex in der Woche macht uns am glücklichsten? Schön für die Befragten, aber die können mich mal … in Ruhe lassen mit ihrer Besserwisserei. Wer hat nicht schon einmal gelogen, als in freundschaftlicher Runde gefragt wurde, ob man dieses oder jenes, was gerade In war, im Bett ausprobiert hätte? Alles schon gemacht, alles schon erlebt, und nach außen hin ziemlich glücklich damit. Dass das zu einem Teufelskreis führt, ist erst später erkennbar.

Behauptet jeder, ein außergewöhnliches, abgefahrenes Sexleben zu haben, übt das Druck auf diejenigen aus, die eigentlich ganz zufrieden mit „normal“ und „0-8-15“ sind. Ein Paar, welches „nur“ ein Mal im Monat intim wird, hinterfragt seine Beziehung, obwohl es mit diesem einen besonderen Mal vorher glücklich war. Ich will nicht wissen, wie viele Paare sich schon getrennt haben, weil ihnen der Floh ins Ohr gesetzt wurde, im Bett müsse mehr gehen, als das, was sie zusammen erlebten.

„Welterschütternde“ Sextipps – Ein bisschen wie eine schlechte Diät

Wie oft habe ich gehört und gelesen, wie man bahnbrechende Orgasmen erleben könnte, oder die Lust auf ein neues Level steigert. Diesem Ziel hinterherzujagen kostet Kraft und es ist nicht garantiert, dass man es erreicht. Ich vergleiche das gerne mit einer Diät: Macht manche Menschen zufrieden und glücklich, andere dick und schlecht gelaunt. Jeder Mensch hat seinen individuellen Weg, den er für sich finden muss. Wer auf das hört, was andere schreiben oder sagen, verliert das Gespür für sich selbst.

Wir brauchen nämlich keine Zeitschriften, die unser Sexleben auf ein neues Level heben, sondern einen Blick auf das, was uns gut tut. Tief in sich hineinzuhören, Bedürfnisse zu spüren, verlernen wir, wenn wir uns nur an Tipps und Anleitungen anderer orientieren. Wer kann überhaupt definieren, was gut oder schlecht für uns ist? Was wir brauchen und wie oft? Niemand, außer wir selbst.

Menschen sind verschieden, niemand gleicht einem anderen. Wie kann es dann sein, dass wir annehmen, ein Mensch wäre unglücklich, wenn er Intimität nicht konform populärer Meinungsbilder auslebt? Es ist okay, als Paar 0-8-15 zu haben. Es ist okay, als Paar bahnbrechenden Sex zu haben. Es ist okay, weder das eine, noch das andere zu haben. Zu viel, zu wenig, das was uns glücklich macht, definieren weder die Medien, noch unser Umfeld. Das was uns glücklich macht, definieren wir selbst.


Weitere interessante Beiträge