Die lustvolle Wirkung vom Rollentausch im Schlafzimmer

Viel von unserem Rollenverhalten hat damit zu tun, was wir als männlich und weiblich definieren. Männlichkeit wird oft mit Zielgerichtetheit, Aktivität, Rationalität, Führung und Eindringen verbunden. Weiblichkeit hingegen assoziieren wir mit Hingebung, Passivität, Emotionalität, Empathie und Aufnahme. Nur wer sagt denn, dass das so auf den einzelnen Menschen zutrifft? Und stimmt das überhaupt? Nein, es stimmt nicht. Denn wir befinden uns vielmehr in einem Kontinuum, in dem wir alle mehr oder weniger große Anteile von Männlichkeit und Weiblichkeit in uns vereinen. Und es kann unser Leben und unsere Sexualität bereichern, wenn wir die vorgegebene Polarität verlassen, wenn wir auch die anderen Anteile in uns entdecken und sie entfalten. Dann muss nicht er verführen und sie nicht abwarten. Dann kann er sich hingeben und sie die Initiative ergreifen.

Das Spiel mit Macht und Unterwerfung erotisiert

Wenn ich hier vom Rollentausch spreche, sind damit keine Rollenspiele gemeint. Es geht nicht darum, das Schwesternkostüm oder die Feuerwehruniform herauszuholen. Es geht auch nicht darum, Spielchen á la Shades of Grey zu veranstalten. Wir schaffen erotische Spannung schon allein dadurch, dass wir die angestammten Rollen verlassen. Dazu brauchen wir keine großartigen Utensilien. In Milan Kunderas Buch „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ gibt es dazu eine schöne Szene. Ein Paar albert herum. Sie ist halb nackt, er angezogen. Dann setzt er ihr einen alten Hut, eine Melone, auf. Und plötzlich wird aus dem Spaß Erregung, wird aus ihrer unbekümmerten Nacktheit ein erotisierter Körper. Er erscheint dominant, sie erniedrigt. Diese Energie nehmen die beiden spielerisch auf, anstatt die Situation einfach wieder zu verlassen.

Wir zeigen keine Schwäche, wenn wir die Führung abgeben oder Stärke, wenn wir sie übernehmen. Wir müssen nicht immer Leistung zeigen. Wir alle dürfen uns hingeben, dürfen unsere Spiritualität entdecken und uns verletzlich zeigen. Wir dürfen Berührungen genießen und mit unserer Sinnlichkeit spielen. Andersherum nehmen wir uns selber etwas von unserer sexuellen Energie, wenn wir in der passiven Rolle verharren, Frauen als auch Männer. Lust nährt sich aus dem Wechselspiel von Macht und Unterwerfung. Nicht umsonst haben so viele Frauen Überwältigungsphantasien. Sie träumen davon, derart viel Macht über einen Mann zu besitzen, dass dieser nicht an sich halten kann und sie überwältigt. Wir müssen nur lernen, diese Anteile in uns wahrzunehmen und zu akzeptieren und uns dabei von den übernommenen Rollenzuschreibungen zu lösen.


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