Wenn das Haustier zum Beziehungskiller wird

Beziehungskiller Haustier? Wie können Paare Streit über ein Haustier verhindern und welche unterschätze Rolle Verlustangst dabei spielen kann.

Haustiere als Beziehungskiller erlebe ich gar nicht so selten in der Praxis. Als Beispiel ein Paar, das zur Paartherapie kam (anonymisiert): Sie hatten bereits zwei Katzen, da brachte er noch zwei Katzen-Babys mit, für die seine Arbeitskollegin keinen Platz gefunden hatte. „Nur bis sie etwas größer sind und wir sie abgeben können“, sagte er. Sie wusste, er würde sich niemals im Leben von den Tieren, mit denen er nun eine enge emotionale Bindung aufbaute, wieder trennen können. Aber vielleicht täuschte sie sich ja. Vielleicht würde er auch ihre Bedürfnisse erkennen und berücksichtigen.

Heirate doch deine Katzen!

Als das Paar in meine Praxis zur Paartherapie kam, hatte sich der Wunsch natürlich nicht erfüllt und längst ging es nicht mehr um die beiden Katzen, die „fraglos super süß sind“. Es gingt darum, wer in dieser Beziehung – vermeintlich – egoistisch war und wer sich zur Putzhilfe degradiert fühlte. Die oberste Priorität in einer Ehe muss der Partner oder die Partnerin sein – und kein Tier.

„Dann heirate doch deine Katzen!“

Bei manchen Paaren sind es Katzen, bei Anderen Hunde, bei den Nächsten Pferde oder Papageien. Und die Gründe, warum darüber Streit entsteht, sind vielfältig. Bei einem Paar erbte die Frau von ihrer Mutter ein Papageien-Pärchen. Mutter-Tochter hatten kein gutes Verhältnis gehabt, der Mann mutmaßte, dass sie die Tiere nur aufnahm, um im Nachhinein etwas gut zu machen. Bei der langen Lebenserwartung der Vögel eine Aufgabe, die sie noch Jahrzehnte beschäftigen würde.

Er sorgte sich um sie und ihren Seelenfrieden: „Mit den Papageien sind die Schuldkomplexe meiner Frau gegenüber ihrer Mutter eingezogen. Sie kann sie jetzt jeden Tag ausleben, immer und immer wieder. Das ist doch masochistisch!“ 

Tiere können Verlustängste beim Partner erzeugen

Manche Tiere sind Gefährten, andere sind Mitbewohner. Und einige werden zu Partnern gemacht. Wenn sich alles – für den Partner – um sie dreht, wenn sie versorgt werden, aber die Küche zuhause kalt bleibt; wenn viel Geld für das beste Hundefutter ausgegeben wird und für sich selbst nur Discounter-Ware gekauft werden; wenn die Tierpension teurer ist als die Reisekasse. Dann fühlen sich Partner bedroht und abgewertet.

Sie haben Angst, dass die Verbindung zum Lieblingsmensch unterbrochen wird. Und sie reagieren je nach persönlicher Prägung und früheren Trennungserfahrungen mit Furcht oder mit Panik. Dann stellen sie vielleicht ein Ultimatum. Oder ihre Wut wendet sich gegen das vermeintlich bedrohliche Tier oder den „untreuen“ Partner.


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