Warum es ganz normal und unvermeidbar ist, dass wir unsere Partner ändern möchten

Der Wunsch ist ganz natürlich: „Wenn du mich wirklich liebst, dann änderst du dich mir zuliebe!“ Denn aus Erfahrungen in der Verliebtheitsphase werden zwangsläufig Erwartungen und die führen zu Konflikten. Von Paarberater und beziehungsweise-Chefredakteur Eric Hegmann

Verlieben ist wunderbar. Verlieben ist auch einfach. Die Partner können kaum genug voneinander bekommen und Zeit miteinander verbringen. Es ist die Phase der glücklichen gemeinsamen Erfahrungen. Ein Geben und Nehmen ohne Ansprüche. Beide sind euphorisch und dadurch fürsorglich, liebevoll und großzügig. So, wie Menschen in der Verliebtheitsphase ihren Partner erleben, so denken sie, so ist er. Dieses Bild setzt sich nun in ihnen fest, denn es ist Voraussetzung dafür, in der nächsten Beziehungs-Phase ein Commitment einzugehen. Nur wenn beide überzeugt sind: das kann nun genau so weiter gehen, dann entscheiden sie sich für eine gemeinsame Zukunft.

Verliebte machen in den ersten Monaten eine Vielzahl von Erfahrungen, einige können sie noch Jahre später benennen wie die erste gemeinsame Reise oder die Vorstellung bei Eltern und Freunden. Andere Erfahrungen aber geschehen – streng genommen – nur in der Fantasie. Wie gut sie sich aufeinander verlassen können, das zeigt sich nicht durch Pünktlichkeit oder regelmäßige, liebe Textnachrichten am Abend. Aus „Erfahrungen und Erwartungen werden ein Anspruch an den Partner“, schreibt der Paartherapeut Martin Koschorke[1].

Und genau an diesem Anspruch werden sich die Partner in Zukunft messen. „Jeder Wunsch, jedes unbewusste Bedürfnis, das die Verliebten sich erfüllen, ist zugleich das Versprechen und der Auftrag, sich dieses Bedürfnis auch in Zukunft fraglos zu erfüllen.“[2]

Aus Versprechungen werden im Laufe der Zeit Erwartungen

Eheverträge sollen klären, wie die Partner bei einer Trennung mit ihren Ansprüchen aneinander umgehen. Das Tauziehen um eine solche Vereinbarung ist ein hartes Stück Arbeit, obwohl es sich ja um liebende Menschen handelt, die kurz davorstehen, sich ein Versprechen für eine lebenslange Partnerschaft zu geben. Beziehungen beginnen jedoch mit unausgesprochenen Verträgen, die auf Erwartungen basieren, die beide Partner beim Hören des Satzes „Ich liebe dich“ als Versprechen verstanden haben. Es ist wenig verwunderlich, dass genau dieser Vertrag, den jeder Partner auf Basis seiner eigenen Wahrnehmung des anderen und seiner Verhaltensweisen in ganzem Umfang nur in seinem Kopf formuliert hat (und das nicht einmal bewusst), später ein Brennpunkt vieler Konflikte werden muss.

Denn alle Beziehungen verändern sich. Das Leben ist Veränderung. Deshalb kann es nicht ausbleiben, dass von innen (also von den Partnern selbst) und von außen Veränderungen auf das Paar einwirken. Aus Verliebten werden Partner, aus Partnern werden Eltern – und nicht erst, wenn im gemeinsamen Lebensherbst die Sterblichkeit und der Abschied Furcht einflößen, zeigt sich, ob die vielen unausgesprochenen Erwartungen von damals erfüllt werden.


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