Warum es ganz normal und unvermeidbar ist, dass wir unsere Partner ändern möchten

In der Paarberatung zeigen sich diese Wünsche beispielsweise in solchen Situationen[4]:

Partner: „Tu es doch einfach. Appetit kommt mit dem Essen.“
Partnerin: „Sag mir nicht, was ich tun soll.“
Partner: „Ich mache es auch genauso, wie du es haben willst.“
Partnerin: „Fang erst einmal damit an aufzuhören mir vorzuwerfen, ich trage die Schuld an unserem schlechten Sexleben.“

Männer erleben Nähe durch Sex, Frauen brauchen Nähe für Sex [5], so beschreiben verknappt einige Sexualtherapeuten diese Dynamik. Doch weder für den Partner, der immer wieder zurückgewiesen wird, noch für den Partner, der zurückweist, ist diese Dynamik auf Dauer zu ertragen. Denn derjenige, der alleine über Nähe und Distanz in einer Beziehung bestimmt, der führt die Beziehung. Das muss nicht bewusst geschehen, aber es ist nicht unüblich, dass durch diesen Machtkampf eine an anderer Stelle empfundene Schieflage in der Beziehung ausgeglichen wird. Der zurückgewiesene Partner fühlt sich hilflos und ohnmächtig, der zurückweisende fühlt sich bedrängt und ausgenutzt. Ein Teufelskreis, der sich nicht durchbrechen lässt, wenn nur ein Partner etwas verändert: beide müssen dies wollen – und tun.

Was die Befragung übrigens auch ergab:

Nur jeder Sechste würde nichts an seinem Partner ändern

Fazit: Wir erfüllen uns gegenseitig unsere Bedürfnisse, ist ein Versprechen, das Verliebte geben und annehmen. Durch die unausweichlichen Veränderungen im Leben und in der Beziehung müssen jedoch diese Versprechen immer wieder ausgesprochen, überprüft und verhandelt werden. Sonst droht eine Konfrontation, die nur Enttäuschungen und Verletzungen hervorbringen kann.

Erfolgreich sind jene Paare, die auch nach zehn oder zwanzig gemeinsamen Jahren voller Überzeugung sagen können: „Ich würde dich erneut wählen. Obwohl ich damit viele Konflikte erneut durchleben würde. Aber das ist es mir wert. Du bist es mir wert.“

 

Literatur & Quellen:

[1]Martin Koschorke: „Lösbare und unlösbare Aufgaben der Paarberatung“, Klett-Cotta
[2]Martin Koschorke: „Keine Angst vor Paaren“, Klett-Cotta
[3]Koscholke: Wünsche, Erwartungen, Vorstellungen, Träume erfragen
[4]David Schnarch: „Intimität und Verlangen“, Klett-Cotta
[5]Christoph Ahlers: „Himmel auf Erden & Hölle im Kopf“, Goldmann


Weitere interessante Beiträge