Und was opferst du für deine Beziehung?

Es heißt „eine Beziehung ist harte Arbeit“. „Du musst etwas in deine Beziehung investieren, damit sie lange hält und bereit sein, Opfer zu erbringen“. Beziehungen sind immer „ein Geben und Nehmen“. Das klingt alles andere als erquicklich und kaum romantisch. Ob es wirklich gut ist, „Opfer“ für unsere Liebsten zu erbringen, das hat jetzt eine Studie herausgefunden.

Es ist im Grunde ganz einfach. Jegliches Zusammensein von zweien oder mehreren Menschen bedeutet, dass Kompromisse eingegangen werden müssen.

Kompromissbereitschaft in Beziehungen

Da es kaum eine Beziehung gibt, in der jegliche Bedürfnisse und alle Vorstellungen der Beteiligten über das Zusammenleben und das Leben an sich völlig identisch sind, geht es nur, wenn mindestens einer der beiden bereit ist, seine Bedürfnisse zurückzustellen oder seine Wünsche anzupassen. Das fängt mit der ganz banalen Vorstellung von Ordnung und Sauberkeit im Haushalt an. (Nicht nur, wer es macht, sondern auch, wie genau es auszusehen hat). Es betrifft aber auch die Kindererziehung und den Umgang mit der Herkunftsfamilie, bis hin zu Urlaubswünschen, Karrierevorstellungen und den ganz großen Lebenszielen.

Im Allgemeinen tauscht man sich in den ersten Monaten der Beziehung schon über die ganz großen Themen aus, so dass dies manchmal einfacher in Übereinstimmung zu bringen sind (oder man findet gar nicht erst zusammen), als die kleinen Alltagsthemen, die erst nach und nach als unterschiedlich in der Umsetzung wahrgenommen werden und dann ziemlich viele Nerven kosten können. Um es kurz zu machen: Um ein Zusammenleben von zwei in ihrer Bedürfnislage nicht identischen Personen überhaupt erst zu ermöglichen, ist – im besten Falle – ein Kompromiss erforderlich. Ein Aufeinanderzugehen, ein Ablassen von eigen Vorstellungen zugunsten der Wünsche des anderen, ein Treffen irgendwo in der Mitte oder auch mal nicht. Dann aber bitte dieses Mal auf der Seite des einen und beim nächsten Mal auf der Seite des anderen. 

Man kann all dies „Opfer bringen“, Investition oder auch Beziehungsarbeit nennen. Es beschreibt den Prozess der Annäherung und des In-Balance-Bringen der Beziehung, einfach weil zwei Menschen aufeinander treffen. Klingt logisch und zwangsläufig, ist aber verdammt schwer und vor allem beileibe nicht immer ausgewogen. Aber vielleicht muss es das auch gar nicht. Was ist eigentlich, wenn einer der Partner viel häufiger Opfer bringt und der andere fast nie? Das muss doch schief gehen, oder? Das hängt davon ab, sagt die Wissenschaft. 

Opferbereitschaft in Beziehungen unter der Lupe 

In einer aktuellen Studie von Righetti et al. (2020) der Freien Universität Amsterdam (VU Amsterdam) wurde untersucht, wie es sich mit dem Geben und Nehmen in Beziehungen verhält und was ungleiche Beiträge der beiden Partner in die Partnerschaft für die Langlebigkeit der Beziehung bedeuten. Theoretisch könnte das Erbringen von Opfern ein „Klima des gegenseitigen Vertrauens und der Zusammenarbeit“ fördern, aber es könnte auch bedeuten, dass diejenigen, die das Opfer erbringen, unglücklich werden, weil sie dadurch ihre eigenen Bedürfnisse zurückstecken müssen und ihre eigenen Ziele zugunsten der Ziele des Partners aufgeben müssen. Dazu verglichen die Autoren 82 wissenschaftliche Studien in einer Metaanalyse. Alle Studien enthielten vier Komponenten, die das Erbringen eines Opfers in Beziehungen hat. 


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