Das verflixte dritte Jahr. Warum die Beziehung nur drei Jahre dauert

Serielle Monogamie: Warum die Beziehung nie länger als 3 Jahre dauert! Gastbeitrag von Nils Terborg

Laut einer psychologischen Studie ist Treue bei den Unter-30-Jährigen gefragt wie nie. „Moderne“ Beziehungarten, wie etwa offene Beziehungen, spielen dabei offenbar für die meisten keine Rolle und kommen gar nicht in Frage. Ich behaupte, dass unser Wunsch nach Treue ein scheinheiliger ist – und erläutere in diesem Artikel die wesentlichen Fragen dazu:

  1. Welche Alternativen gibt es?
  2. Was tust du, wenn du erfolgreich „treu“ lieben willst?
  3. Wie schaffst du es, eine wirklich dauerhafte und erfüllende Beziehung zu führen?

Gib mir 5 Minuten, um 3 Antworten vorzuschlagen, die für dich möglicherweise sehr wichtig sein können!

Wir sind treu – aber gerade mal 3 Jahre lang!

So wird das Ergebnis einer Marktforschungsstudie zusammengefasst: “Die Zeiten, in denen das verflixte siebte Jahr Liebesbeziehungen den Garaus macht, scheinen vorbei zu sein. Eine britische Studie befragte 1.953 Neu-Singles nach der Länge der Beziehung und den Gründen für das Scheitern.”

Der Umfrage zufolge tritt das durchschnittliche Beziehungsende heutzutage bereits nach 2 Jahren und 9 Monaten ein.

Auch in der ZEIT fasst man das Phänomen in einem Artikel auf und vermutet dort – aus meiner Sicht nicht ganz unzutreffend – das monogame Paradigma als Ursprung allen Übels. Ich finde das zwar nachvollziehbar und sachlich sicherlich nicht falsch, aber halte es für zu kurz gegriffen, das als einzige Ursache anzunehmen.

Lass uns also weiter suchen und etwas tiefer ins Thema eintauchen!

Heißt Serielle Monogamie treu sein?

Serielle Monogamie bedeutet in unserem Zusammenhang die relativ schnelle Folge von mehreren monogamen Beziehungen. Um die Frage also zu beantworten: Na ja, im Durchschnitt hält die Treue 3 Jahre lang. Aber ist das wirklich unser Ideal? Holger Lendt und Lisa Fischbach führen das in Ihrem Buch Treue ist auch keine Lösung als das vom Paarberater polyamore Konstruktion sein. Es kann aber eine Lösung sein, (sexuelle) Treue zumindest nicht zum höchsten Gebot einer Beziehung zu machen. Denn:

  • Das lenkt den Fokus und eine wichtige gemeinsame Abmachung auf etwas sehr Negatives
  • Seitensprünge passieren statistisch gesehen einfach zu häufig, daher ist das Risiko zu scheitern hoch
  • Du öffnest Eifersuchtsdramen damit Tür und Tor
  • Denk an die Generation der Heute-50-Jährigen: Auch wenn es dir unwahrscheinlich vorkommt, aber unsere Eltern und Großeltern sind mit diesem Thema deutlich entspannter umgegangen!

Aus meiner Sicht sind das 4 Punkte, mit denen du die eigentlich eher unschöne und ebenfalls nicht dem Ideal entsprechende serielle Monogamie hinter dir lassen kannst. Um dann auch längere erfüllende Beziehungen zu genießen!

Wie kannst du treu lieben?

Ich möchte dir aber zusätzlich noch zwei andere, aus meinem Empfinden heraus weitaus wichtigere Bedeutungen des Wortes Treue mitgeben. Wenn du dich an denen orientierst, kann dich das in deinem Beziehungsleben enorm weiterbringen:

Sei dir selbst und deinem Partner gegenüber loyal!

Dir selbst gegenüber solltest du treu und loyal sein, damit du auf deine Bedürfnisse hören und schädliche Klischees und Glaubenssätze loswerden kannst. Wenn du in einer glücklichen Beziehung leben willst, dann gibt es keine andere Möglichkeit, als deinen Weg zu gehen.

Andersrum ausgedrückt: Mit dem Standard-Modell wirst du in der Regel scheitern. Nimm es als Ausgangspunkt, aber nutze deine Freiheit und führe die Beziehung nach euren Regeln, nicht nach gesellschaftlich vorgegebenen!

Treue im Sinne von Loyalität ist wichtiger, als Treue im Sinne von sexueller Exklusivität!

Ich habe im Laufe meiner Coaching-Tätigkeiten viele Paare erlebt, die zwar sexuell miteinander treu waren, aber auf einer anderen Ebene nicht sehr schön miteinander umgegangen sind.
Ich will das nicht verurteilen, denn ich weiß, wie schnell sich (un)kommunikative Gewohnheiten einschleichen.

Aber ich finde die übergeordnete Frage wichtig. Ich formuliere sie mal etwas provokant:

Ist es dir wichtiger, dass dein Partner – egal wie schlimm ihr euch zueinander verhaltet – dir treu ist? Oder ist es dir wichtiger, dass ihr einen schönen Umgang habt und sexuelle Exklusivität zwar die Regel ist, ein Regelübertritt aber nicht gleich zu Drama und Beziehungsende führt.

Ich habe diese Frage für mich vor vielen Jahren einmal beantwortet und kenne viele andere Paare, die das auch getan haben. Wenn die anderen Grundlagen einer Beziehung wie Liebe, Respekt und Ausgeglichenheit stimmen, dann fehlt allen „Standard-Problemen“ schlicht die Basis. Darunter fallen:

  • Eifersucht
  • Streit
  • Frühes (und eventuell unnötiges) Beziehungsende
  • Emotionale Verletzungen
  • Sexuelle Unzufriedenheit
  • Fehlender Ausgleich zwischen Beziehung und „restlichem“ Leben

Wie funktioniert denn nun die dauerhaft erfüllende Beziehung?

Wir haben die Frage schon beantwortet, aber fassen wir nochmal zusammen:

1.) Setzt Loyalität an die erste Stelle!

Steht füreinander ein, habt Respekt vor euren Bedürfnissen und seid offen und ehrlich zueinander! Keine Lügen, keine verheimlichten Wünsche und keine Lästereien!

2.) Monogamie funktioniert, aber nicht als Dogma!

Eine Beziehung zu zweit, wo Außenstehende fast keine Rolle spielen, kann funktionieren. Das siehst du schließlich, wenn du dir Paare in der Generation deiner Großeltern anschaust.
Wenn ihr aber nicht nur 3, sondern wirklich viele Jahre zusammenbleiben wollt, wird es zu Situationen kommen, in denen euer monogames Zusammenleben auf die Probe gestellt wird.
Das muss aber nicht – wie bei serieller Monogamie – das Ende der Beziehung bedeuten!

Gehe mal in dich:

Ist die Qualität der Beziehung nicht wichtiger? Die Annahme, dass es eine Verbindung zwischen sexuellen Außenkontakten und einer unglücklichen Beziehung gibt, ist in sehr vielen Fällen nicht zutreffend. Und wenn doch, dann sind es häufig kleinere Ursachen, die sich mit etwas Aufwand beheben lassen…

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Spaß, bei deiner langen und glücklichen, aber nicht zu perfekten Beziehung!

Dein Nils


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