Seine zweite Göttin: Lässt sich eine Ehe zu dritt führen?

Es hat immer Paare gegeben, die andere Beziehungsmodelle führen

Man merkt, wie ernst es Michael mit seinem Wunsch nach einer polyamoren Beziehung ist, einer Zweisamkeit, die Raum für einen dritten Menschen hat. Er macht es sich nicht leicht, er stürzt sich in die Beschäftigung mit der Theorie der Liebe und findet: Liebe ist, was man von ihr denkt. Es hat immer Paare gegeben, die sich jenseits von unbedeutenden Affären unsterblich neu verliebt haben, diese Liebe nicht aufgeben wollten – und mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin und der „zusätzlichen“ Liebe einträglich gelebt haben. Da muss man nicht nur prominente Beispiele aus der Geschichte nennen wie Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir.

Das gibt es auch in ganz normalen Beziehungen, viel häufiger übrigens als man annimmt. Manche leben das ausschließlich in ihren eigenen vier Wänden, tragen es nicht nach außen. Und bei der Beerdigung des Partners oder der Partnerin kommt dann ans Licht der Öffentlichkeit, dass jemand eine Beziehung zu dritt geführt hat und lediglich die Beteiligten davon wussten, sonst niemand, weder Familie noch Freunde noch Kollegen. Diese Art von Heimlichkeit kommt für Michael nicht in Frage, erst recht nicht, Julia zu hintergehen und hinter ihrem Rücken eine Nebenbeziehung mit Rebekka zu führen. Michael will quasi vor Gott und der Welt mit Julia und Rebekka zusammen sein.

Machtlos gegen die großen Gefühle

Julia sagt: „Für mich ist das ein unfassbarer Schmerz gewesen, als Michael mir erzählte, dass er sich verliebt hat. Ich werde ihn nie vergessen, diesen Tag, der eine solche Zäsur in unserem Leben war, der die Weichen neu gestellt hat. Michael war abends noch beim Sport, er kam nach Hause, wir haben gegessen. Er war ungewohnt still, er schaute mich traurig an und meinte, wir müssen reden. Und dann hat er mir die Geschichte erzählt, wie er Rebekka zum ersten Mal gesehen und gesprochen hat, sie ist eine Kollegin, sie hat in seiner Firma neu angefangen. Wie er sie sehr nett fand, aber nicht mehr, wie sich schließlich eine starke Zuneigung aufgebaut hat, die täglich größer wurde und gegen die er nichts tun konnte. Er hat es redlich versucht.


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