Macht Heiraten Frauen unglücklich?

Heiraten macht glücklich? beziehungsweise-Autorin Christiane Lénard hat sich für euch neue Forschungsergebnisse ganz genau angesehen.

Heiraten: Ist sie glücklich, ist es die Ehe auch

Aber kommen wir zurück zum Ausgangspunkt unserer Betrachtung. Das gemeinsame Eheglück hängt maßgeblich von den Frauen ab. US-Forscher der Rutgers University in New Jersey haben Daten von fast 400 älteren Paaren ausgewertet. Betrachtet man diese Langzeitpaare, die im Durchschnitt schon 39 Jahre zusammen waren (wenn die es nicht wissen, weiß es keiner!), dann lässt sich eine überraschende Erkenntnis gewinnen. Ihr gemeinsames Eheglück wird vor allem von der Frau bestimmt. Ist sie glücklich, ist er es auch. Und das unabhängig davon, wie er über die Ehe denkt. Seine Zufriedenheit ist für das Eheglück weit weniger wichtig.

„Eine mit der Ehe zufriedene Frau würde tendenziell mehr für ihren Ehemann tun, was sich wiederum positiv auf sein Leben auswirkt“, erklärt die Autorin Deborah Carr. Wäre der Mann möglicherweise unzufrieden, wird seine Frau in den seltensten Fällen davon erfahren. Männer reden generell einfach weniger über ihre Beziehung. Im Umkehrschluss kann sich seine Unzufriedenheit auch nicht auf die Frau übertragen. Todschweigen hilft also doch irgendwie.

Frauen leiden mehr, wenn der Mann krank wird

Ein anderes Ergebnis der Studie zeigte, dass Frauen sehr viel stärker darunter leiden, wenn ihr Ehepartner erkrankt. Vor allem belastet die Pflege des Partners enorm, zumal sie diese viel eher übernimmt als er im umgekehrten Fall. Wird die Frau krank, kümmern sich viel häufiger die Töchter als der Ehemann um sie. Grundsätzlich ist es aber gut, verheiratet zu sein. Denn das Älterwerden mit all seinen Beschwerlichkeiten lässt sich mit einem Partner, mit dem man sich emotional verbunden fühlt, viel leichter ertragen als wenn man es allein tun müsste. Und das gilt für beide Partner. 

Männer profitieren mehr von der Ehe. Wirklich?

Die Ergebnisse klingen ein bisschen so, als müsse der Mann sich keine großen Sorgen um die Belange in der Partnerschaft machen. Einzig beim ersten Schritt in die Beziehung ist er immer noch in der Verantwortung. Aber dann? Es scheint, als ob sie die Macherin und Entscheiderin (auch dessen Ende, dazu gleich mehr) des ehelichen Glücks ist. Er muss sich nur treiben lassen. Nun gut, für ihre Zufriedenheit sollte er schon ein bisschen sorgen, sonst sind nicht nur das Glück, sondern auch die Ehe bald passé. Denn Frauen hadern weniger lang und beenden viel beherzter unbefriedigende Beziehungen als dies Männer tun würden. Und dass obwohl sie viel stärker unter der Trennung leiden (u.a. verdoppelt sich das Armutsrisiko von Frauen nach einer Scheidung). 

Um noch mal auf unseren Freund der lockeren Interpretation Paul Dolan zurück zu kommen, tatsächlich hat er den Männern eine bessere Chance, in der Ehe glücklich zu werden, versprochen. Verheiratet, so Dolan, würden sie weniger Risiken eingehen, mehr auf sich achten, ein höheres Einkommen haben und alles in allem auch länger leben. Unabhängig von den positiven Auswirkungen auf die Gesundheit, nehmen Männer sich auch seltener das Leben, wenn sie verheiratet sind. Das konnte schon ein Klassiker der Soziologie, Émile Durkheim, in seiner Arbeit über den Suizid aus dem Jahre 1897 herausarbeiten.

Seiner Meinung nach läge dies vor allem an einer unzureichenden Integration in die Gemeinschaft und damit schwächeren sozialen Bindung. Wieder einmal ein Beweis für die soziale und emotionale Bindungswirkung einer stabilen Partnerschaft auf das Individuum. Tatsächlich nehmen sich auch heute weit mehr (bis zu dreimal häufiger) Männer als Frauen das Leben. „Trennungen oder Tod der Partnerin sowie allein lebend zu sein, stehen bei Männern stärker als bei Frauen im Zusammenhang mit Suizid. Grund könnte sein, dass Männer weniger emotional stützende Alternativressourcen haben, weniger flexibel in ihrer Rolle sind und bei Trennungen häufiger auch ihre Kinder sowie ihr Zuhause verlieren.“ (ebd.) Tatsächlich wirken einige männliche Zeitgenossen etwas verloren im sozialen Raum und Frauen tun ein gutes Werk, sie ins Leben zu integrieren. 


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