Du bist mir nicht genug!

Dieser Satz hat die Partnerschaft von beziehungsweise-Autorin Jule Blogt verändert – und Freiraum geschaffen. Denn nun ist sie nicht mehr gezwungen, alle Erwartungen ihres Partner erfüllen zu müssen. Und umgekehrt.

Eine Perfect-Match-Beziehung, die habe ich mir schon gewünscht, als ich noch gar keine Ahnung hatte, was Liebe überhaupt bedeutet. Gemeinsam den Alltag bewältigen, die gleichen Werte und Leidenschaften teilen … Ja, ich versuchte mir damals immer wieder einzureden, dass diese Art der Beziehung der heilige Gral, das Richtige ist. Diese Überzeugung war ein Trugschluss, den ich erst erkannte, als ich merkte, dass mein Partner mir nicht genug war. Gemeinsamen Aktivitäten geht nämlich oft etwas voraus, was sie in nicht mehr ganz so glanzvollem Licht erscheinen lässt: der Kompromiss. 

Obwohl ich meiner Leidenschaft nachging, machte mich das nicht glücklich

Der Kompromiss hat einen entscheidenden Nachteil: er ist oft faul. Sind zwei Menschen in einer Beziehung, bilden sie zwar ein Paar, aber gleich in ihren Wünschen und Bedürfnissen, sind sie dadurch noch lange nicht. Wie sollten sie auch? Ich gehe zum Beispiel sehr gerne spazieren. Mir ist es ein regelrechtes Bedürfnis, ab und zu die Region fußläufig unsicher zu machen. Mein Herzblatt hingegen könnte sich kaum etwas Langweiligeres vorstellen als ohne Ziel irgendwo lang zu laufen. Das Ergebnis aus meiner Wunschvorstellung und seiner Abneigung war nun entweder, dass ich alleine meiner Wege ging, oder er zwar im Schlepptau war, aber meine Begeisterung für bunte Blumen, zu fütternde Entchen und das schöne Licht nicht teilen konnte. Da war er, der faule Kompromiss. Obwohl ich mit meinem Partner Zeit verbrachte und dabei auch noch meiner Leidenschaft nachging, machte mich das nicht glücklich. 

Wie glücklich kann man jemanden damit machen, wenn man gegen die eigenen Interessen handelt?

Etwas dem Partner zu Liebe zu tun, kann großartig sein. Es zeigt die tiefen Gefühle und die Bereitschaft zur Aufopferung, wenn es denn nötig ist. Doch hier muss beachtet werden, wie glücklich man den Partner überhaupt damit macht, wenn man gegen die eigenen Interessen handelt. Mal zum Beispiel zu einem Fußballspiel seines Lieblingsvereins zu gehen, obwohl man diesem Ballsport nicht viel abgewinnen kann: absolut in Ordnung. Handelt es sich jedoch um regelmäßige Aktivitäten, denen der Herzensmensch gerne gemeinsam nachgehen würde, für die der Partner jedoch nicht ganz so begeisterungsfähig ist wie man selbst, wird es kniffelig. 


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