Buchtipp „Ich bin dann mal Ex“

Eine Frau muss Mutter, Hausfrau, emanzipiert, aber bitte sexy, Karrierefrau, Geliebte und beste Freundin sein. Hä? Wie funktioniert denn das bitte, fragen Sie sich? Dann geht es Ihnen wie Bärbel Stolz, die in ihrem Buch „Ich bin dann mal Ex“ witzig und ehrlich aufzeigt, warum sich bei  immer mehr Frauen der Trend zum Trennen durchsetzt, um sich wieder selbst zu finden und das Leben zurückzuerobern. Ein Buchauszug

„Männer nerven! Bist du eine Frau? Dann erzähle ich dir damit nichts Neues. Bist du ein Mann? Dann musst du jetzt ausnahmsweise mal ein bisschen stark sein und durchhalten. Das wird dir bestimmt nicht schaden, bei deinen ganzen Schwierigkeiten mit der Rolle des Mannes in der zeitgenössischen Gesellschaft.

Außerdem – wenn du als Mann dieses Buch liest, bist du ja sowieso ein aufgeklärter, selbstironischer Typ, und es ist natürlich fies von mir, dich hier so pauschal mit abzustempeln. Aber du hast bestimmt genug Humor, das richtig zu verstehen.

Wenn du als Frau deinem Mann was über Beziehung erklärst, glaubt er dir nicht. Nur wenn es ihm ein anderer Mann erzählt, scheint es ihm valide. Oder wenn es auf Facebook (oder Twitter) gestanden hat.

Die Voraussetzungen sind ja gleich: Mann und Frau haben beide zwei Arme und zwei Beine, einen Kopf und Augen darin. Aber was sie damit anstellen, ist komplett unterschiedlich. Zumindest, wenn man eine Familie hat.

Als Studentin und eigentlich die längste Zeit meines mehr oder weniger erwachsenen Lebens habe ich auch noch vor mich hin gelebt, wie ich wollte. Ob was Essbares im Kühlschrank ist – nicht so wichtig. Aufräumen in der Küche oder im Schlafzimmer – dafür lasse ich doch keine Vergnügung sausen. Steuererklärung pünktlich abgeben – hä? Knirscht der Boden beim Drüberlaufen – ziehe ich eben Schuhe an, dann bleiben die Krümel nicht in den Socken hängen. Ordnung ist nicht meine Stärke, meine geheime Superpower ist locker bleiben, spontan sein, Spaß haben!

Hach. Herrliche Zeiten. Lange, herrliche Zeiten. Mit achtzehn dachte ich, dass ich spätestens mit fünfundzwanzig heiraten und Kinder kriegen würde. Fünfundzwanzig schien so alt. Tatsächlich war ich aber mit einem Vierteljahrhundert nicht plötzlich weise und gesetzt, sondern genauso wie als Teenager, und das Leben ging lustig weiter. Den Plan von Familie, mich niederlassen und ankommen, verschob ich einfach weiter nach hinten. Ich wollte mich beruflich ausprobieren, machte viele freie Theaterprojekte und obskure Kurzfilme für wenig oder gar kein Geld, weil ich Lust hatte und weil es schlichtweg nichts anderes zu tun gab. Eines Tages würde ich schon genug Geld verdienen mit tollen Rollen, die mich herausfordern und meinen Horizont erweitern, mit Büchern, die ich schreiben wollte, wenn ich dann mal erwachsen wäre. Ich habe gern allein oder in WGs gewohnt, jedenfalls nicht mit meinen damaligen Geliebten. Ich war auf Partys, diskutierte mit Freunden oder Fremden nächtelang das Weltgeschehen, erfand die Formel für dauerhaften Weltfrieden und schaffte es manchmal doch nicht bis zum Club, weil ich mit der besten Freundin beim Schminken Sekt trank und quatschte, bis wir auf dem Sofa einschliefen. Anstrengende Beziehungsgespräche waren mir zu anstrengend. Dafür gab es zu viele andere Männer, die auch lustig und sexy waren, wenn auch manchmal nur für ein paar Stunden. Meine Frauenärztin war die Erste, die mich freundlich daran erinnerte, dass wir uns zwar lange jung fühlen, der Biologie aber nicht zu entkommen ist. Ob ich denn keine Familie wolle? Doch, klar. Wollte ich. Aber das bricht man doch nicht übers Knie. Dafür musste ich erst mal meinen absoluten Traummann treffen. Und der Weg zu ihm war bunt und lustig.

Aber dann! Dann begegne ich tatsächlich meinem Traummann. Er ist klug, witzig und sexy, leidenschaftlich, humorvoll und großzügig.

Und was mir besonders gefällt: Bei ihm ist es so aufgeräumt, viel aufgeräumter als bei mir! Er hat immer tolle Sachen im Kühlschrank und kocht mir was Leckeres daraus. Wenn ich nichts zum Anziehen mitgenommen habe, gibt er mir ein frisches Hemd. Es ist gebügelt und riecht gut. Verliebt sieht er über meinen Krimskrams hinweg, der mir aus den Taschen purzelt und sich in seiner Wohnung verteilt. Diesen Mann will ich behalten. Mit ihm will ich bis ans Ende meiner Tage zusammenleben. Es wird der Himmel auf Erden!


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