Wer sitzt wohl am Steuer meiner Generation?

Ein ewig währender Kindergeburtstag

Ähnliches kann man auch auf After-Work-Partys beobachten, wo sich alternde Menschen umeinander drehen, um zu schauen, ob noch was gehen könnte. In Würde alt werden sieht aus meiner Sicht anders aus. Aber so muss es scheinbar sein für meine Generation. Ein ewig währender Kindergeburtstag, ohne Verbindlichkeit und ohne Verpflichtungen. Immer schön leicht, auf gar keinen Fall mit Konsequenzen für das eigene Handeln – und wenn es hart auf hart kommt, wird schon irgendwer kommen, der die Karre aus dem Dreck zieht. Die Frage ist halt nur, wer wird es sein?

Die Familie wird immer weniger mit zunehmendem Alter, die Freunde leben ihr eigenes Leben und ihr eigenes Ego aus und spätestens, wenn man irgendwann mal mit der neuen künstlichen Hüfte allein daheim sitzt, wird man dahinter kommen, wie schön es gewesen wäre, wenn man mal irgendwann Kompromisse gemacht, etwas mehr Zeit und Energie in die Partnersuche gesteckt und sein Ego nicht immer ausgelebt hätte. Selbstbewusstsein ist eine gute Sache, wird aber schnell toxisch, wenn wir so sehr von uns überzeugt sind, dass wir uns für ein Geschenk Gottes an das andere Geschlecht halten. Der Markt ist ja scheinbar unendlich groß und das Angebot unerschöpflich.

Was aber wenn man am Ende doch alleine bleibt? Wir werden alle nicht attraktiver und nur bei der Reise nach Jerusalem ist der ein Gewinner, der allein als letzter übrig bleibt. Aber dafür wird bereits  an Lösungen gearbeitet. Wohnprojekte sprießen wie Pilze aus der Erde, in denen man für viel Geld auf wenigen Quadratmetern in zusammengewürfelten Großwohngemeinschaften leben kann. Hier lebt man mit wildfremden Menschen, die hoffentlich bald zu Freunden werden, gemeinsam unter einem Dach und kann auf Gemeinschaftsflächen jeden Tag „Gute Zeiten – schlechte Zeiten“ spielen. Man kann kostenlos und unverbindlich am Gemeinschaftsleben teilnehmen und wenn man die Nase voll davon hat, die Tür zu seinem Zimmer, in der Größe eines Jugendzimmers, hinter sich schließen. Wenn man dann dort noch jemanden für das Körperliche findet, hat man alle Fliegen mit einer Klappe geschlagen – vorausgesetzt es kommen keine Emotionen ins Spiel, dann wird es hinterher mit dem weiter zusammen wohnen schwierig – während man mit der überteuerten Miete dem Eigentümer die Immobilie bezahlt. Ein prima Weg seinen Egotrip auszuleben, ohne irgendwelche Einbußen machen zu müssen. Wie die überteuerten Mieten dann auch im hohen Alter gezahlt werden sollen ist ja nichts, worüber man sich heute schon Gedanken machen muss. Sollte es nicht reichen, hat man wenigstens ein prima Jetzt gehabt. Sollte man das nötige Kleingeld zur Hand haben, um weiter dort wohnen zu können, wage ich es stark zu bezweifeln, dass sich unter den Mitbewohnern jemand findet, der einem vom Klo hilft, wenn man es alleine nicht mehr schafft. Aber dann kann man sich ja ins Seniorenheim begeben.

Dort werden wir vermutlich nochmal darüber nachdenken, wer am Steuer des Fahrzeugs saß, mit dem wir unterwegs waren und zu dem Schluss kommen, dass es vielleicht cleverer gewesen wäre, mal selbst das Steuer in die Hand zu nehmen und eine Richtung einzuschlagen, statt ziellos durch unser Leben zu eiern und keine Party auszulassen. Ja, es ist verdammt bequem sich chauffieren zu lassen, aber am Ende ist jeder selbst seines Glückes Schmied, wenn auch nicht jeder Schmied Glück hat.


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