Skinny Love

Ab da begegneten wir uns immer häufiger wie durch Zufall. Dass es nie wirklich Zufall war, sondern er sich absichtlich in meiner Nähe bewegte, verriet er mir erst ein paar Jahre später, als wir, berauscht von der Sommernacht und von Alkohol, nach einer weiteren Party auf einer großen Wiese lagen und zum ersten Mal wirklich miteinander sprachen, während es um uns herum hell wurde. Ich weiß gar nicht mehr, über was wir gesprochen haben. Vermutlich einfach über Gott und die Welt. Ich weiß aber, dass da dieses Knistern war, zwischen ihm und mir, schon seit längerem. Eigentlich immer, wenn wir uns begegneten, auch wenn wir zuvor nie wirklich ein Wort miteinander gewechselt hatten. Es war so ein Knistern, das nach einer Weile automatisch in einen Kuss übergeht – im Normalfall. Bei uns tat es das nicht. Ich war zu schüchtern, diesen Schritt zu wagen. Und er, er war es auch.

Skinny Loves sind glaube ich recht häufig. Nicht nur in jüngeren Jahren, sondern auch noch, wenn wir älter sind. Egal wie oft man sich verliebt und trennt, wie viel man während Beziehungen dazulernt: Eine gewisse Art der Schüchternheit und Unsicherheit bleibt wohl immer bestehen, und stellt uns bei jedem neuen potenziellen Partner vor eine Herausforderung. Meistens wagt man den Schritt nach vorne irgendwann, beweist Mut und spricht laut aus, was man denkt und fühlt. Manchmal tut man es aber auch nicht, obwohl man merkt, dass das Gegenüber das Gleiche spürt und sich auch einfach nicht traut. Und jedes Mal, wenn das so ist, dann hat man eine Skinny Love.


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