Schlampen mit Moral – ein Buchauszug

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Jane Austen schrieb: »Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau.« Die gute Jane hat das gewiss ironisch gemeint, aber tatsächlich glauben sehr viele Menschen, Single zu sein bedeute, irgendwie unvollständig zu sein. Und so begeben sie sich auf die Suche nach ihrer »anderen Hälfte«. Viele der im vorigen Kapitel dargelegten Mythen beruhen auf dieser Vorstellung. Wir hingegen glauben, dass das Individuum die kleinste sexuelle Einheit ist. Fügt man mehr Personen hinzu, kann die Beziehung erotisch, spaßig oder kameradschaftlich sein – aber komplettiert wird niemand. In dieser Welt kann man nur eines kontrollieren: sich selbst, das eigene Verhalten, die eigene Lust. Ein grundlegender Schritt auf dem Weg zum moralischen Schlampentum besteht deshalb darin, bei sich anzusetzen, wenn man etwas verändern will. Eine Schlampe erkennt an, dass ein Unterschied zwischen ihrem »Ding« und dem Ding anderer Menschen besteht. Wer so weit ist, kann anfangen, sich selbst zu komplettieren. Und wer eine zufriedenstellende Beziehung zu sich selbst aufgebaut hat, hat etwas sehr Wertvolles, das er mit anderen teilen kann.

Überfluss ist machbar

Viele Menschen glauben, explizit oder implizit, dass wir nur eine begrenzte Fähigkeit haben, Liebe zu geben. Folglich reicht die Liebe nie für alle, und man nimmt jemandem etwas weg, wenn man einem anderen mehr gibt. Wir nennen diesen Irrglauben »Mangelwirtschaft«. Mehr dazu später. Viele von uns haben schon als Kinder gelernt, so zu denken, von Eltern, die uns nur wenig Liebe oder Aufmerksamkeit schenkten. So sind wir in dem Glauben aufgewachsen, es gäbe nur eine gewisse Menge Liebe in der Welt und wir müssten kämpfen, um etwas abzubekommen, oft in erbitterter Konkurrenz mit unseren Geschwistern.

Menschen mit dieser Grundhaltung können sehr besitzergreifend gegenüber geliebten Personen, Dingen und Ideen sein. Sie betrachten die ganze Welt aus dieser verzerrten Perspektive, wonach alles, was jemand anderes bekommt, ihnen weggenommen wird. Dabei ist es wichtig, zwischen eingebildeten und tatsächlichen Beschränkungen zu unterscheiden. Zeit etwa gehört zu den echten Beschränkungen – selbst die entschlossenste Schlampe hat nicht mehr als 24 Stunden am Tag. Mit der Liebe verhält es sich aber anders: Eine Mutter von drei Kindern liebt jedes einzelne ebenso sehr wie eine andere Mutter ihr einziges Kind. Wir halten die menschliche Fähigkeit, Liebe und Nähe zu geben und Lust zu verschaffen, für gewaltig, vielleicht sogar unendlich. Wir glauben, viele befriedigende Beziehungen zu haben ermöglicht es erst, noch mehr davon zu haben. Stellen Sie sich vor, wie es wäre, in Leidenschaft und Liebe geradezu zu baden, so viel davon zu bekommen, wie man sich nur wünschen kann, niemals dürsten zu müssen. Stellen Sie sich vor, wie es wäre, Ihren »Liebesmuskel« zu trainieren, und wie viel Liebe Sie selbst geben könnten!


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