Heute denke ich nur an mich!

Wie kann es gelingen, auch mal nur an sich selbst zu denken und sich gut dabei zu fühlen? beziehungsweise-Autor  Leonard Anders zeigt, wie wichtig es ist, sich in einer Partnerschaft um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern, sich also die Freiheit zu nehmen, man selbst zu sein

Ich bin perfekt. Und du bist auch perfekt. Wir beide sind perfekt und das ist gut so. So oder so ähnlich lautet eine Formel nach Marshall & Rosenberg, die sich speziell mit der Gewaltfreien Kommunikation in Beziehungen auseinandersetzt – und dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine Freundschaft oder eine Liebesbeziehung handelt.

Ich bin für mich zu der Ansicht gekommen, dass das Ich in Beziehungen häufig zu kurz kommt, wenn ich mich zu sehr um das Du kümmere. Das kann nämlich dazu führen, dass ich die Bedürfnisse meiner Partnerin über die meinen stelle und dadurch mir nur erlaube glücklich zu sein, wenn es mir gelingt, sie glücklich zu machen. Doch es ist ein Trugschluss zu glauben, dass man es erst verdient hat, glücklich zu sein, wenn es der andere ist. Es ist aber wahr, dass, wenn ich glücklich bin, meine Partnerin es auch ist. Mir geht’s gut, dir geht’s gut, alles ist gut – naja fast 😉

Das Zauberwort heißt für mich Freiraum beziehungsweise Gestaltungsfreiheit. Wer frei ist, ist nicht abhängig und das ist das, was ich in vielen meiner Beziehungen erlebt habe und auch in anderen Beziehungen beobachte. Menschen machen sich abhängig. Sie rauben sich Energie und machen aus Angst, den anderen zu enttäuschen, Dinge, die sie nicht wirklich machen wollen. Und diese Angst ist heimtückisch, denn sie versteckt sich hinter den vielen Erfahrungen, die zwar durchaus zum Erfolg führten, nämlich dass der andere glücklich ist – wir selbst aber dieses Glück nur kurzzeitig spüren. Wer das Wohlbefinden eines anderen über das eigene stellt, der wird meines Erachtens niemals entspannt in die Zukunft blicken können. Daher ist es wichtig, dass man immer darauf achtet man selbst zu sein, in dem Sinne, sich auch um sich selbst zu kümmern, statt nur um den anderen.

Ich kenne das aus früheren Beziehungen. Sie klammerte sich an mich, vernachlässigte aber sich. Wir beide waren am Ende unglücklich. Eine meiner Ex-Freundinnen hat sich ständig für mich verbogen, ihre eigenen Hobbys vernachlässigt, nur um mir dienlich zu sein, wie sie mir nach unserer Trennung mitteilte. Sie wollte mich glücklich machen, so sagte sie. Sie fühlte sich dafür verantwortlich. Sie opferte sich für mich auf und das nur, weil sie glaubte, sie müsse das tun. Dahinter versteckt war die Angst, mich zu verlieren.


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