Sind wir eigentlich völlig abgestumpft? 7 Thesen zur Liebe im Jahr 2016

Früher war alles anders, auch die Liebe. Was hat sich geändert?

Hört man sich im Bekanntenkreis um oder durchstöbert man die sozialen Netzwerke, fällt auf, dass sich immer mehr junge Menschen über ein gewandeltes Verständnis von Liebe, Partnerschaft & Co. beklagen. Ich habe mich auf Spurensuche begeben und sieben Thesen zum „Stand der Liebe“ im Jahr 2016 gesammelt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Natürlich handelt es sich lediglich um Trends, die nicht jeder von uns mitmacht. Das soll an dieser Stelle noch einmal extra betont werden.

Hier sind die sieben Thesen. Sie können ja für sich selbst prüfen, ob Sie sie unterschreiben würden.

1. „Wir sind in Sachen Liebe abgestumpft“

Viele von uns nutzen zwar die neuen Möglichkeiten des Kennenlernens über Dating-Apps. Aber, seien wir mal ehrlich, unser Miteinander hat davon nicht profitiert. Oberflächliche Kontakte, soziale Wegwerf-Mentalität und Dates am Fließband sind die Folge. Tiefe? Fehlanzeige.

2. „Wir fühlen uns angesichts von unendlich Optionen zunehmend orientierungsloser“

Keine Generation vor uns hatte annähernd so viele Optionen in Sachen Kennenlernen wie wir. Smartphone raus, ein paar Klicks – und schon lächeln uns Duzende heiße Männer/Frauen an. Mit wem will ich mich jetzt denn treffen? Will ich mich überhaupt noch mit jemandem treffen? Was will ich eigentlich?

3. „Wir überfordern uns – und leiden darunter“

Liebe: Das war früher meist die beherzte Konzentration auf einen einzelnen Menschen. Heute fällt uns dies zunehmend schwerer. Stattdessen bauen wir uns ein Netz von flüchtigen Bekanntschaften, Mini-Lebensabschnittsgefährten und Lückenbüßern auf, um dann irgendwann festzustellen: Das ist mir alles zu viel, ich überfordere mich selbst in meiner Maßlosigkeit.

4. „Wir sind egoistischer geworden – im negativen Sinne“

Das neue Lebensmotto: erstmal an mich selbst denken. „Mir etwas Gutes tun.“ Me-Time schlägt We-Time. Ich form mir die Welt, wie sie mir gefällt. Deine Wünsche und Hoffnungen müssen sich leider hintenanstellen. Und wenn sie das nicht tun, dann bist du bei mir halt falsch.

5. „Eigentlich sehnen wir uns nach mehr Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit“

Tief in unseren Herzen wissen wir: Abenteuer und völlige Unabhängigkeit sind mal ganz nett, aber eben nicht alles. In Wirklichkeit wollen wohl die meisten von uns eine dauerhafte, verbindliche Beziehung zu einem Menschen, eine echte Liebesbeziehung, in der wir nicht ständig Angst haben müssen, durch jemand anderes ersetzt zu werden.

6. „Wir sind mutloser geworden“

Unverbindlichkeit schmeckt zumindest am Anfang süßer als Verbindlichkeit? Mag sein. Aber sie ist auch sehr bequem. Wir müssen nichts riskieren, können immer wieder fliehen, unsere Herzen vor Enttäuschungen schützen. Liebe hingegen würde Mut erfordern. Aber den wollen wir immer seltener aufbringen. Mutig sein, investieren, kämpfen – nicht unbedingt unsere Steckenpferde.

7. „Wir geben Verantwortung lieber ab“

Vielleicht will ich irgendwann mal eine Partnerschaft und Kinder. Kann schon sein. Aber jetzt gerade will ich mich noch nicht festlegen. Und am liebsten auch in fünf Jahren noch nicht. Denn dann müsste ich ja eine „endgültige“ Entscheidung treffen und die Verantwortung dafür tragen. Aber davor habe ich Angst.

Thesen haben es so an sich, dass sie Vermutungen über die Wirklichkeit sind, ohne zwangsläufig Lösungen anzubieten. Trotzdem: Bewusstmachung ist immer schon der erste Schritt in die richtige Richtung. Wenn etwas nicht stimmt, bedarf es des Entschlusses, die Situation zu ändern. Es ist an uns, die Liebe wieder intensiver zu leben und zu genießen. Es gibt nichts Schöneres.


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