Was passiert, wenn ein Partner mauert?

Hinter Mauern fühlen wir uns sicher. Aber wir schließen den Partner aus unserem Herzen aus. Warum haben wir zugelassen, dass diese Mauer zwischen uns immer höher wurde? Jonathan Bern reißt Wände ein

Mit der Zeit habe ich vergessen, worüber wir immer wieder gestritten haben. Es fing meistens mit einer idiotischen Auseinandersetzung über alltägliche Banalitäten an. Die falsche Butter eingekauft, das Essen nicht wirklich lecker, keine Lust mit diesen oder jenen Freuden was zu unternehmen … Ich kann mich an das Destruktive nicht mehr wirklich erinnern. Es erscheint mir wichtiger, die schönen Momente in meinem Gedächtnis zu speichern. Damals war mir leider nicht bewusst, dass ich unsere Beziehung mit meinem Schweigen aufs Spiel setzte. Ich blockte einfach ab, was nur noch mehr Frust erzeugte.

Meine unsichtbare Mauer sollte mich schützen, aber vor was?

Ich habe früh gelernt zu verdrängen, auch wenn es mir nicht darum ging, mich hinter meiner unglücklichen Kindheit zu verstecken. Es klingt ja so bequem, zu behaupten, dass man für seine Probleme nicht verantwortlich sei, weil man als Kind nicht geliebt wurde. Nach dem Motto: “Es tut mir Leid, dass ich gerade beziehungsunfähig bin, aber ich kann wirklich nichts dafür”. Diese Haltung war mir sehr viele Jahre vertraut wie eine zweite Haut, in der ich mich wohl fühlte. Mit dem Glücklichsein umzugehen fiel mir schwer, da ich es nie gelernt hatte.

Ich war Experte darin, in Konfliktsituationen plötzlich nichts mehr zu sagen. Mich einfach zurückzuziehen. Der Partner weiß nicht, warum ich mich so verhalte, wie er damit umgehen soll und ob er nicht Schuld daran trägt. Ich habe nie gelernt zu streiten, aber ich kann sehr wohl einen Menschen verbal verletzen. Eine niveauvolle Streitkultur bleibt für mich ein Fremdwort, weil Auseinandersetzungen meistens als Kränkungen empfunden werden. Oft hätte ich mir gewünscht, souveräner mit dem Thema umzugehen.

Mir war lange nicht bewusst, wie ich Stein auf Stein diesen Wall um mich baute

Es ist auch nicht so, dass es mir gut dabei ging, aber über negative Gefühle zu reden, fiel mir besonders schwer. Wütend zu sein bedeutete für mich, Schwäche zu zeigen. Sich angreifbar zu machen und Fehler zugeben zu müssen. Nicht mehr liebenswert zu sein, weil Risse in der Rüstung sichtbar werden könnten. Das Schwierigste für mich war, mir einzugestehen, dass ich mich mit meinen Ängsten auseinandersetzten musste, um mich eines Tages von ihnen zu befreien. Diese Erkenntnis erlangte ich meistens zu spät, um eine Beziehung zu retten, aber sie hilft mir heute, Fehler nicht zu wiederholen.


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