Von 0 auf 100? Versteht besser, was euch triggert

Ärger ist evolutionär etwas Nützliches

Ich schildere die Situation deshalb, weil ich Ihren Ärger provozieren will. Denn Ärger kann etwas sehr Gutes sein. Ärger hat schließlich eine Funktion. Evolutionär sind alle Lebewesen Energiesparer. Etwas, das für so viel Aufregung – und dadurch Energieverbrauch –sorgt wie Ärger, muss deshalb einen Sinn haben. Unsere Vorfahren hätten sich Ärger sonst gar nicht leisten können und uns diese Emotion nicht vererbt. Die Frage ist deshalb: Vielleicht haben die wegen ihres Ärgers sogar erst evolutionär Erfolg gehabt?

Nehmen wir den Schmerz. Schmerz soll Sie warnen. Ihr Körper sagt Ihnen mit Schmerz: „Du musst dich hier rasch um etwas kümmern, das uns schadet.“ Aber wofür ist Ärger gut? Lassen Sie uns das nun mit einem Blick auf Beziehungen betrachten.

In jeder Beziehung ärgern sich die Partner auch einmal übereinander. Häufig, weil der Partner etwas gemacht hat, das der andere nicht gut fand. Noch häufiger, weil der Partner etwas NICHT gemacht hat, was der andere gut gefunden hätte. Stichwort: Arbeitsteilung im Haushalt. Nicht erfüllte Erwartungen sorgen hier meist für Ärger. Und hat man das oft genug erlebt, dann genügt in der Folge alleine die Erwartung, dass eine Erwartung nicht erfüllt wird, für Ärger.

Willkommen in der Welt der Trigger. Denn Ärger und Trigger sind miteinander verbunden und wenn wir uns ansehen, wie Ärger entsteht und wie wir mit Ärger umgehen können, dann benötigen wir auch den Blick auf den Trigger, also den Auslöser des Ärgers.

Nur noch letztes Mal, damit wir das endgültig abhaken können: Ärger ist weder unnötig, noch bedeutungslos, noch verboten. Ärger ist da. Genauso wie Hunger oder Durst. Sie fragen auch nicht, ob es erlaubt wäre, hungrig oder durstig zu sein. Sie sind es. (Den biologischen Grund dafür setzen wir jetzt einfach als verstanden voraus, okay?) Ärger existiert ebenfalls aus einem Grund heraus und dieser verdient es beachtet zu werden. Schmerz zeigt uns, womit wir uns beschäftigen sollten. Ärger macht das ebenso.

Alle Gefühle sind okay – aber nicht jedes Verhalten!

Warum also ist Ärger so verpönt? Weil Ärger zu Verhaltensweisen führen kann (ebenso wie Angst), die so rasch abgerufen werden, dass viele Menschen handeln ohne nachzudenken und dann etwas tun, was sie später bereuen. Aus diesem Grund gibt es die Regel: Alle Gefühle sind okay, aber nicht alle Verhaltensweisen. Wenn Sie Gefühle unterdrücken und diese sich dann womöglich aufstauen, dann missachten Sie eine wichtige körperliche Funktion und riskieren einen unkontrollierbaren Dammbruch. 

Und eine Sache noch: Manchmal braucht es keinen Trigger. Manchmal ist man einfach aus anderen Gründen genervt: Stress im Büro, eine unangenehme Begegnung, also irgendwas, was man am Partner auslässt. Oder man ist schlicht hungrig. Es gibt so viele mögliche Gründe und das Leben ist zu kurz, um sich unnötig in die Haare zu bekommen!

Es lohnt sich deshalb auf jeden Fall über Trigger zu sprechen! Und schon ärgert man sich deutlich weniger.


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