Balance erhöht das Glücksgefühl – auch in der Partnerschaft

In einer Beziehung haben zwei Menschen häufig unterschiedliche Bedürfnisse. Gastautorin Sunje Scheffer erklärt, wie man das richtige Maß findet und Balance schafft

Die Idee der Balance ist schon über 2000 Jahre alt und immer noch aktuell. Schon Aristoteles wusste von der Dialektik der Tugenden und Werte: Es gilt, die richtige Mitte zwischen Übermaß und Mangel zu treffen, denn nur die Mitte zwischen den beiden Extremen zählt als richtiges Maß.

Diese Annahme lässt sich grundsätzlich auf alle Eigenschaften oder Verhaltensweisen von Menschen übertragen (abgesehen von Gewaltanwendung): Es gibt kein schlechtes oder gutes Verhalten, sondern das richtige Maß des Verhaltens ist entscheidend. Denn Verhalten ergibt sich aus den Bedürfnissen von Personen und diese haben zunächst einmal ihre Berechtigung. Insofern handelt es sich bei negativ empfundenem Verhalten in der Regel um übertriebenes oder situationsunangemessenes Verhalten.

Dies hat der Hamburger Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun in seinem Modell des Werte- und Entwicklungsquadrats sehr gut verdeutlicht. So wird die Eigenschaft Sparsamkeit zu Geiz, wenn sie übertrieben ausgelebt wird und die Eigenschaft Großzügigkeit zur Verschwendung; nur die Balance zwischen den beiden sich ergänzenden Eigenschaften führt zu einer positiven Lebensführung.

Das Partnerdilemma

Nun ist es häufig so, dass Personen aufgrund ihrer Persönlichkeiten zu bestimmten Verhaltensweisen neigen, also bestimmte Präferenzen haben, wie sie in bestimmten Situationen handeln: Ihr Partner möchte z.B. das Wochenende spontan auf sich zukommen lassen und verfolgt keinen konkreten Plan; Sie hingegen möchten genau wissen, was wann unternommen wird. Sie beschäftigen sich gerne mit der Planung und freuen sich schon darauf, was Sie gemeinsam erleben werden.

Doch wie können Paare bei solch konträren Bedürfnissen ein schönes Wochenende gemeinsam gestalten?

Der Partner sorgt für die Balance

Wichtig ist zunächst, dass Sie Ihre unterschiedlichen Bedürfnisse zur Kenntnis nehmen, sie nicht wegdiskutieren oder gar gegenseitig abwerten, denn es gibt in diesem Punkt kein richtig oder falsch.

Es handelt sich lediglich um Unterschiede, die jeweils ihre Berechtigung haben und jeweils auch ein positives Element beinhalten, welches Sie in Ihre Partnerschaft einbringen können:
Der Spontane ist flexibel, er schaut, was kommt, ist dann zu vielem bereit und lässt sich auch vom Partner in der Situation mitziehen.
Der Planende hat schon alles vorbereitet, kann dem Partner einen Aktionsplan anbieten und nimmt ihm dadurch auch Arbeit ab.

Zum Problem werden diese beiden Kompetenzen meistens dann, wenn sie von den Partnern übertrieben werden (beim Spontanen zur Beliebigkeit, beim Planenden zur Sturheit) und die Partner sich jeweils für den anderen mit seinen Bedürfnissen verschließen.

Die Lösung liegt im Wechsel

1. Schritt: Die Unterschiedlichkeit zu meinem Partner stelle ich fest und nehme sie als gegebene Tatsache hin
2. Schritt: Ich bewerte die Unterschiedlichkeit zu meinem Partner positiv
3. Schritt: Ich überlege mir Situationen, in denen wir unsere Stärken optimal in unsere Partnerschaft einbringen können

Setzen Sie es in die Praxis um!

Möglichkeit 1: Bestimmertage
Das Wochenende wird aufgeteilt: Am Samstag läuft alles so ab, wie Ihr Partner es gerne hätte, am Sonntag sind Sie dran (nächstes Wochenende wird gewechselt).

Möglichkeit 2: Passende Situationen
Sie überlegen sich Situationen, in denen jeder seine Stärken einbringen kann: Zum Beispiel fährt der Spontane bei einer gemeinsamen Fahrradtour einfach drauf los, entdeckt neue Wege und sorgt dafür, dass das Paar sich auch mal mutig auf etwas Neues einlässt. Oder: Der Planende recherchiert das Kinoprogramm, bucht die Karten und sorgt damit für ein gemeinsames Kinoerlebnis.

Der Wechsel sorgt für Abwechslung und hält die Partnerschaft lebendig!


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