Stormy Weathers in der Beziehung

Gastautorin Julia Malz über den Umgang mit Beziehungskrisen. Denn in manchen Phasen ist einfach der Wurm drin

Dann herrscht statt einträchtigem Miteinander ein zwieträchtiges Gegeneinander. Das kommt natürlich in jeder guten Beziehung vor, denn wo kein Lieben, da kein Leiden. Neben jedem Wir gibt es doch auch immer noch zwei Ichs, die sich mit ihren ganz eigenen Befindlichkeiten auseinander setzen müssen. Und diese beiden Ichs müssen sich dann auch noch konstruktiv und lösungsorientiert in Konfliktsituationen begegnen. Das kann manchmal haarig werden und es erfordert eine gewisse Finesse, um den Kompass wieder gen Frieden zu richten.

Der Umgang mit Beziehungskrisen und die erfolgreiche Umwandlung einer temporären Abwärtsspirale in ein erneutes Aufwärts variiert von Paar zu Paar. So manches Mal fallen beide in enger Umklammerung in den Abgrund, anstatt wieder Richtung Wolke 7 aufzusteigen. Aber bevor es zum finalen Fall kommt, gibt es wie immer ein paar Dinge, die man ausprobieren kann, um Amors Pfeil zurück ins Herz des geliebten Gegenübers zu schießen:

  1. Kleine Gesten – große Wirkung

Die tägliche Wertschätzung des Partners muss nicht immer durch leidenschaftlich rezitierte Liebesgedichte erfolgen. Natürlich braucht jede Beziehung ihre ‚big romantic moments‘, aber im Alltag sind es die Kleinigkeiten, die dem anderen zeigen: Ich denke an Dich und vielleicht sogar für Dich mit! Das kann die kleine Heckenrose sein, die man beim Spaziergang verbotenerweise von der Nachbarhecke pflückt und mit kleinem Gruß versehen auf das Küchenbord stellt, oder das oft vernachlässigte Ritual, sich zu bedanken, zu fragen, wie es geht oder einfach nur die Lieblingslimonade aus dem Supermarkt mitzubringen, weil man weiß, der andere freut sich.

  1. Die Anklagebank abreißen

Das alte physikalische Grundgesetz vom Druck, der Gegendruck erzeugt, ist vor allem in Krisenzeiten ein Garant für heftige Ausschläge. Kein konstruktives Gespräch hat bis dato mit ‚Du hast dieses oder jenes getan oder eben nicht getan‘ begonnen. Auch die lästigen Verallgemeinerungen wie ‚immer‘, ‚nie‘ und ‚schon wieder‘ tragen nicht zu Nähe bei. Klüger ist es, aus der eigenen Perspektive zu berichten, was einem gerade quersitzt und sich, soweit es geht, auf den Moment, in dem man sich befindet, zu beschränken.

  1. Nicht das Ich mit dem Wir mischen

Der Partner ist in Krisenzeiten oft eine beliebte Projektionsfläche für alles, was in unserem Leben gerade schief läuft. Ob man nun seinen Schlüssel oder Job verliert, sich mit dem Fahrrad oder dem gesamten Leben gerade auf die Nase legt – sofort rotieren die Gedanken um denselben Kern: das hat nur damit zu tun, dass wir gerade nicht glücklich sind. Aber das stimmt nur bedingt. Denn natürlich fördert eine Krise nicht das Selbstbewusstsein oder die Fähigkeit, durch absolute Höchstleistungen zu glänzen, aber das liegt am Ende des Tages doch in der eigenen Verantwortung. Sonst malen wir dem Anderen ständig den eigenen Teufel an die Wand und lassen keinen Platz mehr für neue, schöne Bilder.

  1. Die gute alte Date-Night

Die Kraft von Ritualen wird im hektischen, eventuell zermürbenden Alltag oft unterschätzt. Und doch gilt: je öfter man sie wiederholt (und das ist ja das immanente Prinzip jedes Rituals), desto besser können sie ihre Magie entfalten, die in dem Trio Bindung, Stabilität und Vorfreude auf das nächste Mal liegt. Ob nun tagsüber, abends, an immer gleichen oder immer neuen Orten – es sollte sie geben, die Stunden, in denen man sich bewusst Zeit füreinander nimmt und etwas tut, an das beide nur schöne Erinnerungen haben, weil man zumindest für die Dauer dieser Zeit ganz frei von allem anderen ist.

  1. Küsst Euch! Liebt Euch! Findet Euch (wieder)!

In Zeiten des Zerwürfnisses gibt es einen Ort, an dem man alle Diskussionen vergessen kann und sollte: der gemeinsame Weg ins Bett wird dann ein Ausflug ins gelobte Land. Ein langer Kuss kann manchmal mehr versprechen, als ein vielbeschworenes ‚Entschuldigung‘ und ein schöner Ausflug in die Laken kann mehr an Bindung zurückgeben, als ein Gespräch, das sich ewig um sich selbst dreht. Trust your instincts!


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