Risiko: Gemeinsame Autofahrten 

Die meisten Paare wissen: Gemeinsame Autofahrten sind heikel. In der Regel ist der Streit vorprogrammiert. Warum ist das so? Und was kann man dagegen tun?  

Was also tun bei Streit im Auto? 

Grundsätzlich wird sich, – solange es keine erschwinglichen selbstfahrenden Autos gibt – am System „Gemeinsam Autofahren“ nichts ändern. Das heißt, es wird immer einen aktiven und einen passiven Teil geben. Einer hat die Macht, der andere das Nachsehen. Und das heißt: Wer fährt, der fährt. Und er entscheidet, wie er fährt. Der Beifahrende sitzt daneben und hält vorzugsweise den Mund. Jedenfalls dann, wenn aus diesem nur giftige Kommentare und Kritik am Fahrstil kommen. Wenn, dann sollte man direkt sagen, dass man sich nicht wohl fühlt und den Fahrer bitten, darauf Rücksicht zu nehmen, also es nicht durch Hinweise auf die Verkehrsordnung („Hier ist 80!“) besser wissen, sondern ganz konkret und direkt die eigenen Bedürfnisse zum Ausdruck bringen.  

Ich-Botschaften 

Hier ist (wie in allen Konflikten auch außerhalb des vierrädrigen Mobils) von Ich-Botschaften die Rede. Statt „Du fährst viel zu schnell und zu dicht auf“ wäre es besser, „Ich fühle mich unwohl, wenn du so schnell fährst“ zu sagen und hinzuzufügen „Könntest du bitte langsamer fahren?“ 

Rücksichtnahme 

Derjenige, der fährt, sollte bedenken, dass er wortwörtlich das Steuer in der Hand hat. Er also Handelnder und der Beifahrer praktisch machtlos ist. In der Verantwortung des Machthabenden liegt es daher auch, Rücksicht auf die Befindlichkeit des Beifahrenden zu nehmen, der schließlich aushalten muss, was man selbst verzapft.  

Vorher absprechen 

Sicher ist es keine schlechte Idee, sich vorher über die grundsätzlichen Koordinaten der gemeinsamen Autofahrt zu einigen. Dazu gehört neben der Streckenführung auch, sich vorher grob darauf zu einigen, wer wie lange fährt, wann ein Fahrerwechsel ansteht und ob und wann eine Pause einleget werden soll. 

Kontrolle verteilen 

Es ließe sich zudem aushandeln, die Kontrolle zu verteilen, z.B. in der Form, dass der Beifahrer prinzipiell für den Weg verantwortlich ist und der Fahrer fürs Fahren. Das würde dem Beifahrer ein bisschen mehr Verantwortung zusprechen und der Fahrer kann seine Aufmerksamkeit ganz darauf richten, alle sicher ans Ziel zu bringen. Er darf dann allerdings auch nicht reinquatschen oder doch nach seinem Gutdünken fahren. 

Es ist okay sich zu streiten – lacht darüber 

Letztlich sollte man einfach die Kirche im Dorf lassen und sich die Idee einer völligen konflikt- und kommentarfreien Autofahrt aus dem Kopf schlagen. Es ist okay, sich zu streiten, andere Paare tun das auch. Es ist doch so, dass die ewig gleichen Aufhänger für Nörgeleien auch ein bisschen lustig sind. Als ob man immer wieder die gleiche Choreografie tanzt und an der gleichen Stelle stolpert. Es ließe sich von der sportlichen Seite aus betrachten, z.B. mit einem Spiel in der Art: Wer hält es als Beifahrer*in am längsten aus, keinen Kommentar abzugeben?  

Nehmt es als Möglichkeit, euch in Nachsicht und Geduld zu üben. Der/die Partner*in fährt eben anders und er/sie verhält sich auch anders als Beifahrer*in als man selbst.  

Überlegt, wie wichtig das Streitthema wirklich ist, denn ein wütender Fahrer ist ein gefährlicher Fahrer. Es ist halt „ständige Vorsicht und Rücksichtnahme geboten“ und genau so steht es ja auch in der Straßenverkehrsordnung.


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