Liebe ist wichtiger als ein Trauschein

Katharina und Philip verlieren in ihren endlosen Diskussionen immer mehr die Contenance, Schreien, Türen schlagen, sich gegenseitig runtermachen. Die Seelenverwandtschaft verblasst mehr und mehr. Der Siedepunkt der Diskussionen: im Streit wirft Philip Katharina vor, sie wolle geheiratet werden, damit er sie versorgt. Das ist die schlimmste Kränkung für Katharina.

Für sie ist die Ehe ein Liebesbeweis

„In dem Moment hätte ich am liebsten meine Koffer gepackt“, erzählt sie. „Doch ich habe mich besonnen, plötzlich riss der Himmel auf, es war kurz vor zwölf. Ich dachte daran, wie sehr wie uns lieben, geliebt haben, um was es bei uns geht, dass das unbedingt gerettet werden muss. Ich habe Philip gefragt, ob wir eine Paartherapie machen wollen, er wollte. Er hatte auch wahnsinnige Angst, dass wir uns verlieren.“

In der Therapie stellt sich heraus, dass es bei Katharina um Altlasten geht, dass die Ehe nur eine Stellvertreterfunktion hat, dass Katharina die Zeit der Scheidung eben nicht unbeschadet überstanden hat, dass es seit Jahren in ihr „rumort“. Philips Frau hatte bei der Trennung viel Ärger gemacht, sie wollte ihn zurück, sie hat versucht, Katharina und Philip auseinanderzubringen, sie hat die Kinder aufgehetzt. Das war für Katharina die Hölle, und es hat Philip sehr zugesetzt.

„Damals habe ich gemerkt, welche Macht seine Ex-Frau über ihn hat, allein wegen der Kinder“, sagt Katharina. „Ich war eifersüchtig auf sie. Das ist der unbewusste Grund, das weiß ich heute, warum ich unbedingt geheiratet werden wollte, warum da dieser Stachel war. Ich wollte an ihre Stelle. Ich wollte die Frau von Philip sein.“

Diese Erkenntnis hat den Zündstoff aus den Diskussionen genommen, die heute noch stattfinden, doch der Ton hat sich komplett geändert. Katharina würde es weiterhin gut finden, wenn sie und Philip heiraten. Aber sie kann jetzt alles mit Humor sehen, mit Geduld, mit Leichtigkeit. Sie fühlt sich mit Philip wieder seelenverwandt und einig in der Meinung, dass die Liebe das Wichtigste ist, nicht der Trauschein. Sie fühlt sich als „seine Frau“.


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