Ich will mich für nichts rechtfertigen müssen. Auch nicht in einer Partnerschaft

Der wichtigste Harmonie-Punkt in der Beziehung zwischen Lotta und Fabio war von Anfang an ihre Übereinstimmung, was die Balance von Nähe und Distanz angeht. Doch dann hat es sich eines Tages geändert. Ein Konflikt, aufgeschrieben von Birgit Ehrenberg.

Ich weiß gar nicht mehr genau, warum ich nicht erklärt habe, was ich genau vorhabe, ich habe mir dabei nichts gedacht. Als ich später nach Hause kam, war die Freundin schon weg. Ich wollte Lotta umarmen, ich war gut drauf. Lotta war eisig. Sie fragte: „Wo bist Du gewesen?“ Sie hat es nicht normal gefragt, sondern mit einem Wahnsinnsvorwurf in der Stimme.“

Fabio ist völlig perplex und fragt Lotta, was los ist.

Sie wird noch eisiger und sagt, dass sie auf ihn gewartet hat, dass sie in Sorgen war, weil sie davon ausging, er kommt vielleicht eine halbe Stunde später. Und nicht drei Stunden. Ob er denn nicht an sie gedacht habe, daran, dass er sich noch mal meldet, damit sie Bescheid weiß

„Puh, ja, das hätte ich machen können, aber ich bin einfach nicht draufgekommen, ich war so happy wegen meines Erfolgs, ich habe viel gelacht mit Alex, es ist mir einfach entfallen, dass ich mich noch mal melden könnte, und das ist doch nicht so schlimm“ entgegnet Fabio auf Lottas Anklage und denkt, damit ist die Sache vom Tisch, ein kleiner Alltags-Streit.

Doch Lotta macht an dem Abend ein richtiges Fass auf, sie wird prinzipiell. Sie findet es für die Beziehung gefährlich, dass Fabio es nicht weiter tragisch findet, dass er so lässig mit seiner Zeit umgeht. Die eben auch ihre Zeit ist, weil sie mit ihm unter einem Dach lebt und so auf ihn wartet, wenn er nicht zu einer Zeit kommt, wo sie ihn erwartet.

Und dann gräbt Lotta in der Vergangenheit

Lotta findet noch zwei weitere Begebenheiten aus der Vergangenheit, wo Fabio ihrer Meinung nach unverbindlich und unzuverlässig war. Sie ereifert sich und geht so weit, dass sie Fabio vorwirft, er betreibe eine Art von „Bailing“, er lasse sie hängen. Das habe sich in ihre Beziehung eingeschlichen, seit sie zusammenwohnen. Das sei ihre Beobachtung. Vielleicht sei ihm das alles zu eng.

„Bailing, wo hast Du denn das aufgeschnappt?“ schreit Fabio sie an. „So einen Quatsch habe ich noch nie gehört. Ich bin ein freier Mensch, das hast Du auch immer so gesehen, und Du bist ein freier Mensch, ich muss doch nicht über jede Minute meiner Zeit Rechenschaft ablegen. Wenn Du das auf einmal von mir forderst, müssen wir unsere Beziehung neu überdenken. Und von meiner Seite aus finde ich es wunderbar, mit Dir unter einem Dach zu wohnen. Ich brauche kein Bailing als Ausbruchs-Strategie. Ich brauche nur eine Atmosphäre des Vertrauens.“

Die Grenzen zwischen Freiraum und Verpflichtung verwischen

Fabio geht in sein Zimmer und Lotta in ihres. Das ist noch nie geschehen, dass sie sich nach einem Streit nicht wieder vertragen haben. Am nächsten Morgen beschließen sie, die Sache hinter sich zu lassen. Darüber weiter zu diskutieren, das bringt nichts, da sind sich Fabio und Lotta einig. Ihr Leben geht weiter, von außen betrachtet harmonisch, aber vor allem bei Fabio arbeitet es im Inneren. Er hat sozusagen seine Unschuld verloren, er fühlt sich ständig verpflichtet, über seine Aktivitäten Auskunft zu erteilen. Er tut es mit Widerwillen und merkt, dass das Lotta richtig gut gefällt. Dass sie aber auch spürt, dass er das nicht macht, weil er erkannt und akzeptiert hat. Dass man in einer Beziehung eben nicht mehr so frei sein kann, dass die Grenzen nicht mehr  klar gezogen werden können.


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