Hört wahre Liebe bei Politik auf?

Martina beteuert: Sie würde nie etwas denken oder sagen, was gegen den Staat ist

Sie sagt empört: „Ich weiß überhaupt nicht, was Hugo von mir will, warum er plötzlich in diese Hysterie verfällt, dass ich rechtsradikal geworden bin. Er tut mir Unrecht. Ich bin rechts, ja, selbstverständlich, das war ich schon immer. Ich wähle CDU, und die gilt von jeher als rechts. Wohlgemerkt: Rechts, nicht rechtsradikal. Die meisten Menschen wissen leider nicht einmal, woher das kommt mit der Rede von „Links“ und mit „Rechts“. Diese Einteilung geht ganz simpel auf die Sitzordnung der französischen Abgeordnetenkammer von 1814 zurück. Vom Präsidenten aus betrachtet, saßen auf der linken Seite jene Parteien, die gesellschaftliche Veränderungen anstrebten. Auf der rechten Seite befanden sich die Parteien, die die bewährten Verhältnisse erhalten wollten. Nur von daher kann man die Hysterie um „Rechts“ und „Links“ schon mal rein begrifflich getrost ad acta legen.  Ansonsten habe ich immer die CDU gewählt, weil sie eben konservativ ist und sich für die Erhaltung von Werten einsetzt, die mir wichtig sind. Ich würde konservativ mit rechts gleichsetzen. Es geht mir um bestimmte Güter, vor allem um Menschenwürde und um soziales Engagement. Rechts sein, das ist jedenfalls für mich –  und eben auch der Definition nach – nicht gleichbedeutend mit rechtsradikal, sowie links sein nicht gleichbedeutend mit linksextrem ist.

Ich bin Geschichtslehrerin an einem renommierten Gymnasium. Ich kenne mich wirklich mit deutscher Geschichte aus, ich liebe und lebe die Geschichte. Ich habe einen großen Respekt vor der Verantwortung der Deutschen und würde nie etwas denken oder sagen, was rechtsradikal ist, was unsere Geschichte verleugnet oder unseren Staat negiert. Ich habe von meinem Vater gelernt, was für ein Segen unser demokratischer Staat ist, in dem jeder frei seine Meinung sagen darf. Wir hatten und haben ein System, das nach beiden Seiten ausschlägt, nach rechts und nach links, da gibt es reichlich Spielraum – und da gibt es eine entschiedene Grenze für beide Seiten, was denkbar und was machbar ist, und was nicht. Und es gibt eine Mitte, und es gibt die Grünen. All das ist demokratisch und wunderbar so. Und die eine Partei hat die anderen mit all ihren Ansichten stets toleriert und respektiert und umgekehrt, was zählt, ist die Stimme der Wähler. Auch das ist wunderbar so. Früher habe ich Hugo oft liebevoll „Sozi“ genannt. Und er mich „Bonze“, obwohl seine Eltern viel mehr Geld haben als meine. Dieses Harmlose, dieses Unschuldige, das ist weg.“

Martina findet: Die Meinungsfreiheit ist bedroht

„Mit all dieser Lockerheit ist Schluss. Die Parteien giften sich an, die Äußerung der freien Meinung ist kaum noch möglich. Und dieses Gift hat sich in unsere Beziehung geschlichen. Das ist meine Erklärung für die unterirdischen Auseinandersetzungen, die Hugo und ich haben.“

Angefangen hat alles mit der Kopftuch-Frage. Martina ist auf der einen Seite konservativ, doch gleichermaßen sehr am Ball, was Feminismus angeht. Sie hat sich schon als Schülerin für die Rechte der Frau eingesetzt. Hugo, der sie seit ihrer Kindheit kennt, fand das immer toll und eher ungewöhnlich für eine passionierte CDU-Wählerin.


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