Einsam in der Zweisamkeit

Sich alleine fühlen, obwohl der geliebte Mensch zum Anfassen nah ist: Christiane Mieth kommt nicht länger mit der Einsamkeit in ihrer Beziehung zurecht

Heute ist endlich mal wieder Pärchen-Night, ein Abend nur für uns. Wir waren schön essen, danach im Kino und schlendern nun verliebt Arm im Arm nach Hause. Dein Telefon klingelt, es ist dein bester Freund. Du nimmst ab und sagst: “Hey, was geht?…  Ach du, nix Besonderes. Wir waren im Kino und sind jetzt auf dem Heimweg.” Nix Besonderes? Aha. Ich beiße mir auf die Lippen und warte ab, was noch kommt. “Nö, ich denke nicht. Klar, können wir machen. Bis später!” Du legst auf und siehst mich an. Ob ich Lust habe, mit den anderen noch was trinken zu gehen, fragst du mich. Ich spüre, wie Enttäuschung in mir aufkommt. Ich erkläre dir, dass dieser Abend nur für uns bestimmt sein sollte. Du beteuerst, wie schön du den Abend zu zweit fandest. Das wäre doch jetzt ein gelungener Abschluss. “Den hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt”, entgegne ich leicht gereizt.

Pärchenabend versus Partynacht

Wir sind mittlerweile zu Hause angekommen und stehen vor der Haustür. Du erklärst mir, dass das ja auch dein Samstagabend ist und wir ihn doch zusammen mit unseren Freunden ausklingen lassen können. Du redest dir den Mund fusselig, um mich zu überzeugen, aber ich höre gar nicht mehr richtig zu. Ich kenne das schon – es ist immer dieselbe alte Leier. Du verstehst nicht, dass ein schöner Pärchenabend für mich mit Kerzenschein, einer Kuschelrock im Hintergrund und intensiven Berührungen im Bett endet, während wir uns liebestrunken in die Augen schauen und am liebsten die Zeit anhalten würden, weil dieser Moment so unfassbar schön ist. Du verstehst nicht, dass ich das brauche, um glücklich zu sein. Ab und zu wenigstens. Für dich verbringen wir schon unerhört viel Zeit miteinander, schließlich waren wir den ganzen Abend Seite an Seite. Ich versuche dir zu erklären, was in mir vorgeht. Wie unwichtig ich mich fühle. Und wie gekränkt. Doch je mehr ich dich an mich heranziehe, desto mehr stoße ich dich ab.

Ich atme tief durch und sage mit bestimmtem Ton: “Ich komme nicht mit. Du kannst jetzt mit mir nach oben gehen oder du lässt es bleiben.” Du winkst ab, drehst dich auf dem Absatz um und gehst. Ich sehe dir nach. Lange. Bis ich merke, dass ich friere und mir Tränen über die Wangen laufen. Du schaust nicht zurück.


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