Als er dünn wurde, fing ich an, an unserer Beziehung zu zweifeln

Anna und Stefan lernten sich wohlgenährt, aber glücklich, kennen und lieben. Dann bekam Stefan einen Sinneswandel, trieb Sport, reduzierte das Essen, wandelte seinen Lebensstil. Und Anna verlor den Mann, mit dem sie einst ein gemeinsames Liebesgefühl verband

Liebe geht durch den Magen: Dieser Spruch stand von Anfang an wie ein Stern über der Beziehung von Anna und Stefan. Beide sind begeisterte Hobbyköche, sie diskutieren leidenschaftlich über neue Rezepte wie andere Paare über erotische Experimente, sie stehen gern stundenlang am Herd und sitzen danach noch länger am Tisch und genießen. Und nicht selten enden diese Abende im Bett, in dem Anna und Stefan genauso viel Freude haben wie in der Küche. Anna und Stefan haben sich gesucht und gefunden. Sie teilen Fleisch und Geist, wie es im Buche steht.

Beide waren nicht gerade gertenschlank, als sie sich kennenlernten, aber auch nicht monströs und alarmierend gesundheitsgefährdend dick. Das Paar fühlte sich genau in der Mitte, es war in seiner Mitte, es war ein sehr glückliches Paar. Bis Stefan vor einem Jahr beschloss, abzunehmen und täglich Sport zu treiben, weil er von heute auf morgen – so kam es Anna jedenfalls vor – unzufrieden war mit seinem Körper. Er änderte nicht nur seine Ernährung, er änderte sein ganzes Denken. Anna erkennt ihn nicht wieder. Sie hat keinen Spaß mehr mit ihrem Mann – und er nicht mit ihr.

Das Sinnliche ist weg

„Ich komme mir vor, als habe Stefan mich betrogen“, sagt Anna bitter. „Um ein Lebensgefühl, um ein Liebesgefühl. Seitdem Stefan jede Kalorie zählt und ständig Sport treibt, er läuft in der Woche Dutzende von Kilometern, er fährt wie ein Irrer Fahrrad, dann geht er noch in ein Fitness-Studio, ist unsere Beziehung langweilig geworden. Das Sinnliche ist weg. Stefan und ich, wir waren immer eine Art Team, wir gegen den Rest der Welt, so habe ich das empfunden. Wenn wir früher am Sonntag vergnügt und ausgiebig im Bett gefrühstückt haben, mussten wir manchmal an unsere Freunde denken, die schon längst ihre Runden gejoggt sind, die sich vielleicht zum Frühstück ein Körnermüsli gegönnt haben, statt Rührei mit Lachs, Toast mit selbstgemachter Marmelade, Baguette mit köstlichem Käse, keine fettarmen Sorten, sondern die, die schmecken. Was haben wir es gut, haben wir dann gedacht und uns angestrahlt.“


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