Auf Gefühlen darf man nicht herumtrampeln

Liebeskummer hoch zehn

Die Zeit danach hatte ich nicht einfach nur Liebeskummer. Es war Liebeskummer hoch zehn. Nicht nur, dass mir das Herz genau in dem Moment brach, als ich die Tür aufschob und realisierte, dass er nicht mehr da war. Die vielen unbeantworteten Fragen waren es, die mich wahnsinnig machten. Warum? Was hatte ich getan? Womit hatte ich das verdient? Ich fühlte mich, als läge ich kraftlos und zusammengekauert auf dem Boden, während er mit Springerstiefeln auf mich eintritt. Und jeder Tritt ist eine Frage. Wo war er? Was war nur passiert?

Gefühle sind zu wertvoll, um damit Schabernack zu treiben

Tja, und seitdem verfolgt es mich. Jedes Mal, wenn ich mein kaputtes Herz zusammenflicke und mich aufraffe, passiert es wieder: Ich treffe einen tollen Mann, verbringe schöne Momente zu zweit mit ihm und dann … ist er fort. Ohne ein Wort. Das Gemeine daran: Schon bei der ersten Annäherung, sobald die andere Hand gestreichelt, liebevolle Blicke ausgetauscht, Komplimente gemacht werden, öffnet sich das Herz ein klitzekleines Stück. Es sagt: „Halloooo? Wer bist du denn?“ Und dann macht es sich Hoffnungen. „Ist der was für mich? Könnte das was werden? Vielleicht sogar was für länger?“ Ich würde das ja gern abschalten, wenn ich wüsste, wo der Knopf ist. Aber ich kann nicht steuern, in wen ich mich wann verliebe. Es passiert einfach. Und deshalb kann der andere doch auch nicht einfach drauf pfeifen, wie es mir geht, wenn er sich aus dem Staub macht. Jeder hat eine Verantwortung dem Herzen gegenüber, dass sich da gerade für einen geöffnet hat. Gefühle sind zu zerbrechlich und wertvoll, um damit Schabernack zu treiben.

Eine Beziehung zu beenden und einem Mensch wehtun zu müssen, ist beschissen.

Ich erinnere mich noch, als ich eine Beziehung beenden musste. Es fiel mir irrsinnig schwer. Nicht, weil ich feige war oder keinen Bock auf Stress hatte. Sondern, weil ich wusste, ich würde einem Menschen sehr weh tun, der mir mal viel bedeutet hat. Einem Menschen, der gut zu mir war, liebevoll. Einem Menschen, der sich gerade noch eine schillernde gemeinsame Zukunft vorgestellt hat und dem ich von einen auf den anderen Moment den Boden unter den Füßen wegziehen würde. Ich wusste, nachdem ich die Worte ausgesprochen haben würde, bricht sein Herz. Meinetwegen. Und ich konnte es ihm auf keine Weise leichter machen. Das war ein beschissenes Gefühl.


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