Wie sich eine tapfere Frau ihren Kinderwunsch doch erfüllte

Wenn der Storch Umwege nimmt: Sonia Rossis “Kinderwunsch-Tage”. Buchtipp von Sophie Schmidt

In dieser Woche habe ich mich mit meiner Lektüre einem ganz besonderen Thema gewidmet: der Familiengründung. Eine Angelegenheit, die mit Sicherheit das eine oder andere Paar unter uns beschäftigt. Doch nicht immer klappt es sofort mit dem Familienzuwachs und dem Glück zu Dritt. Nach diesem Familienglück suchte auch die epubli-Autorin Sonia Rossi und schrieb darüber das autobiografische Buch „Kinderwunsch-Tage“, das 2014 als eBook erschienen ist.

Rossi schildert, wie es ist, wenn sich der Wunsch nach einem Kind auf natürlichem Wege nicht erfüllen lässt.

Wenn sich statt der so herbeigesehnten Schwangerschaft jeden Monat nur wieder die “rote Pest”, wie die Autorin ihre Menstruation nennt, ankündigt. Ihre Verzweiflung wächst, als sie einsehen muss, dass ihrem Partner ein Kind längst nicht so wichtig ist wie ihr selbst. Ein weiterer herber Tiefschlag folgt nach einem Besuch beim Arzt: Ihr Partner ist unfruchtbar. Dass er sich für seine Unfruchtbarkeit schämt, sich gegen Fertilitätskliniken sträubt und In-Vitro-Schwangerschaften ablehnt, macht die Sache nicht einfacher.

Ich ahne schon, das wird keine leichte Lektüre. Gewappnet mit Tee und Decke mache ich es mir auf dem Sofa gemütlich. Gespannt lese ich die ersten Seiten und stelle fest, dass mich das Buch sofort in seinen Bann zieht.

Die Autorin wohnt in Berlin und ist das erste Mal schon früh Mutter geworden. Sie liebt ihren Sohn Fynn über alles. Die Ehe mit dem Vater ihres ersten Kindes geht jedoch in die Brüche. Dennoch wünscht sie sich noch ein zweites Kind, sobald der richtige Partner gefunden ist. Als Fynn drei Jahre alt ist, lernt sie Malte kennen und das Glück scheint perfekt. Doch Malte ist ein Vagabund. Als Schauspieler liebt er das flexible und freie Leben. Fynn hat er zwar in sein Herz geschlossen, aber eigene Kinder kann er sich mit Mitte Dreißig noch nicht vorstellen. Dafür liebt er das Reisen und die spontanen Kneipenabenden mit seinen Freunden noch zu sehr. Sonia Rossi kann mit dieser Unbeständigkeit nicht leben. Als die Beziehung fast daran zu scheitern droht, willigt Malte schließlich ein, es zu probieren. Doch als Sonia auch nach einem Jahr ohne Verhütung immer noch nicht schwanger ist, ahnt sie, dass etwas nicht stimmt. Nichts lässt sie unversucht, sie durchstöbert Nacht für Nacht die Internetforen und sucht nach Antworten auf ihre Fragen, doch es will einfach nicht klappen. Schließlich beschließt sie eine Fertilitätsklinik aufzusuchen. Malte ist von der Idee nicht begeistert, erklärt sich jedoch aus Liebe zu Sonia bereit. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Malte ist unfruchtbar. Mit einer kostspieligen In-Vitro-Befruchtung ließe sich das Problem lösen. Malte ist zutiefst verunsichert, während Sonia am liebsten sofort der Behandlung zustimmen würde. Seine Scham und die Angst zu versagen sind zu groß. Schließlich springt er über seinen Schatten und willigt ein. Das Wunder geschieht – Sonia wird nach kurzer Zeit schwanger! Allerdings verläuft die Schwangerschaft nicht ohne Komplikationen. Während Sonia zur stationären Behandlung ins Krankenhaus muss, arbeitet Malte in Süddeutschland. Er ist zu weit weg, um sich um sie oder Fynn kümmern zu können. Sie fühlt sich von ihm im Stich gelassen und verliert das Kind. Die Nerven liegen blank und die Beziehung zerbricht. Sonia flieht in einen neuen Job und widmet ihre volle Konzentration ihrem Sohn Fynn, als ein halbes Jahr später ein geläuterter Malte vor ihrer Tür steht.

Die Geschichte von Sonia Rossi ist eine einzige Achterbahn der Gefühle.

Nach dieser Lektüre muss ich erst einmal tief durchatmen. Die Autorin beschreibt ihren Leidensweg so eingehend, dass ich gar nicht anders kann, als mit der Protagonistin mitzufiebern. Die einzelnen Etappen in ihrem Leben schildert sie mit feiner Selbstironie, sodass man trotz des ernsten Themas durchaus einmal schmunzeln muss und die Zeit beim Lesen wie im Flug vergeht. Auch wenn das Thema dramatisch und der Kinderwunschgedanke im gesamten Buch über sehr präsent ist, ist dieses autobiografische Buch von Sonia Rossi mehr als empfehlenswert. Gerade in Zeiten von Debatten über Social Freezing ist das Thema brandaktuell und höchstspannend. Daher lege ich dieses Buch allen Paaren mit ähnlichen Erfahrungen und solchen, die sich gerade mit dem Thema Familiengründung beschäftigen sehr ans Herz. Es zeigt die Herausforderungen eines unerfüllten Kinderwunsches und einer Schwangerschaft, aber auch wie Beziehungen die Hürden im Leben mit viel Liebe und Geduld meistern können. Ein Muss für alle, die sich auf dem Weg zum Wunschkind nicht entmutigen lassen wollen!


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