Sie war dann mal weg …

Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin pilgerte auf dem Jakobsweg. Dort traf sie den Mann, den sie einfach nicht mehr vergessen kann

Ich wollte mir eine Auszeit nehmen, eine Auszeit vom Job, vom gewohnten Leben, ein Stück weit von mir selbst, aber auch von meinen Beziehungen. So habe ich einfach meinen Job gekündigt und meinen Rucksack gepackt und bin los! Mich selbst finden – auf dem bekanntesten Pilgerweg Europas.

Schon nach den ersten Tagen stieß ich sowohl körperlich als auch geistig an meine Grenzen und fragte mich immer wieder, was ich hier eigentlich tat. Am dritten Tag sah ich ihn zum ersten Mal. Er war ganz sicher nicht der attraktivste Mann, den ich je gesehen hatte. Eigentlich war er so überhaupt nicht der Typ Mann, auf den ich normalerweise abfahre … Und doch hatte er irgendwas. So sprach ich ihn an und bekam eine Abfuhr vom Feinsten. Na gut, was soll’s?

Es vergingen etliche Tage. Ich hatte eine geniale Zeit, als ich auf dem Marktplatz einer spanischen Stadt saß und Kaffee trank, hatte ich das Bedürfnis, mich umzudrehen und sah ihn wieder. Völlig fertig durchs Stadttor kommend, ich dachte, er kollabiert gleich. Ich kannte nicht einmal seinen Namen und rief trotzdem rüber. „Hey, mach mal eine Pause. Du siehst völlig fertig aus. Brauchst du was?“

Er sah mich missbilligend an und brüllte über den Platz: „Lasst mich nur alle in Ruhe!“ Ich zuckte nur mit den Schultern und ließ ihn weiterhasten. Wenn er sich umbringen wollte: nur zu …

Ich ging meinen Weg mit verschiedenen Leuten und hatte mittlerweile auch Freundschaften geschlossen. Ich fühlte mich manchmal sehr erschöpft, aber über meine inneren Dämonen hatte ich noch mit niemandem gesprochen.


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