Ich kann dich noch nicht in mein Leben lassen

Das Wochenende war schön, auch jenes, dass ich nochmals zwei Wochen später bei dir verbringen durfte. Uns war klar, 700 Kilometer Entfernung, das würde nicht easygoing, aber du meintest, daran solle es nicht scheitern. Das war in meinen Ohren wie ein Versprechen. Schon einmal hatte ich eine Fernbeziehung in den Sand gesetzt. Ich wusste, worauf ich mich einließ. Du anscheinend nicht. Anfangs war es kaum spürbar. Du wolltest mich anrufen, aber bist eingeschlafen oder schriebst mir, dass du zu müde oder zu beschäftigt seiest. Irgendwann sagtest du plötzlich, es fiele dir schwer, so emotional und vertraut mit mir zu reden, wenn ich so weit weg wäre. Du bräuchtest meine Mimik und Gestik.

Ich bin ein lösungsorientierter Mensch. Ich wollte eine Lösung für uns. Ich dachte, wenn wir unsere gemeinsamen Wochenenden vorausschauender planen, würde es gehen. Nebenbei plante ich schon länger, meinen jetzigen Wohnort zu verlassen und in deine Gegend zu ziehen – nicht wegen dir. Ich liebe diese Gegend und konnte mir schon länger zuvor vorstellen, dort zu leben. Jetzt hatte ich noch einen Grund mehr. Mir fiel das mit der Entfernung auch deshalb nicht schwer, denn ich wusste, es würde ja bald ein Ende haben. Irgendwann bemerkte ich aber, dass es dir darum gar nicht ging.

Denn ich versuchte natürlich, durch viel Kontakt die Entfernung unbemerkbar zu machen, sie zu kompensieren – aber damit verlor ich dich noch mehr, denn ich klammerte. Ich wollte uns nicht aufgeben. Ich fuhr ein zweites Mal zu dir. Und das war der Anfang vom Ende. Du wolltest mich nicht bei dir haben. Du hattest versucht, es zu überspielen – warst freundlich und aufmerksam –, aber ich habe es gespürt. Das war nicht mehr der Mann, der die Nähe und den Kontakt zu mir suchte, wie zu Beginn. Das warst nicht mehr du. Du warst fremd.

Wieder zuhause angekommen, platzte es aus mir raus. Ich schrieb dir, dass ich nicht so weiter machen will und kann, dass du keine Spielchen wolltest und ich sie erst recht nicht will. Zehn Tage hörte ich nichts von dir. Dann hast du dich gemeldet, hast dich kurz erklärt: Du hättest viele Dinge aus deiner Vergangenheit nicht überwunden. Du hast noch nicht aufgeräumt, sagtest du, und ich hätte es auch nicht, also kannst du dieser Sache keinen Raum geben. Ich mochte unsere Gespräche, die wir immer geführt haben und wollte sie nicht verlieren, also dachte ich – vielleicht würde es funktionieren, in Kontakt zu bleiben … freundschaftlich. Wer weiß, wie es sich zwischen uns entwickeln würde …

Seitdem sind acht Monate vergangen. Acht Monate mit tränenreichen Nächten, mit Albträumen, mit Hoffnung, mit oberflächlichen Telefonaten, mit ernsten Telefonaten, mit neun Wochen Schweigen und schließlich planten wir Treffen, um miteinander zu reden, Dinge zu klären. Es fand nicht statt. Auch keine Klärung.


Weitere interessante Beiträge