Es genügt nicht, wenn nur einer will

Die Wochen danach waren zäh, wir näherten uns aber langsam wieder an. Du hast mir irgendwann geglaubt, dass ich nichts damit zu tun hatte, aber das fehlende Vertrauen nagte an mir. Dann verstarb meine Mutter und meine Zeit zu Hause ging dem Ende entgegen. Ich konnte wieder zurück in mein altes Leben, das sich aber mittlerweile stark verändert hatte. Mein Job war weg, du warst oft unnahbar und ich brauchte Zeit alles zu verarbeiten. Ich fuhr mit Freunden in den Urlaub, um die schönen Zeiten des Lebens zu genießen und Kraft zu tanken, für das was mich in meinem Leben erwartete. Und plötzlich warst du wieder da.

Wir schrieben wieder täglich, trotz des Zeitunterschieds vertrauten wir uns in langen Nachrichten unsere Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte an, tauschten Fotos und Standorte aus und waren uns so nah, obwohl Tausende von Kilometern zwischen uns lagen. Du warst sogar eifersüchtig auf einen Freund, der an mir interessiert war, der aber immer wusste, dass es dich gibt und ich erst Klarheit zwischen uns schaffen wollte. Und als ich zurück war und wir vorfreudig unser Treffen planten, passierte es erneut. Deine Freundin wusste plötzlich wieder Bescheid und du machtest dir nicht mal mehr die Mühe unser Treffen abzusagen. Du versankst in Selbstmitleid und verhieltest dich paranoid, weil du der Ansicht warst, dass jemand dein Handy gehackt hätte und sie auf diesem Weg von uns erfahren hätte.

Ich war am Boden zerstört. Du schicktest mir noch einen Screenshot von unserem SMS Verlauf und dann ging plötzlich mein Handy aus. Es lies sich nicht mehr anschalten und du warst von jetzt auf gleich weg. Die Reparaturfirma sagte mir, es handle sich um ein Computervirus, ein Virus, das all meine Daten unwiderruflich zerstört hatte. Die letzten Fotos meiner Mutter ebenso wie all meine Kontakte und unsere Nachrichten. Alles weg …

Als ich nach Wochen mein Handy wiederbekam und WhatsApp installierte, habe ich vor Angst gezittert. Was wirst du gedacht haben, was für Nachrichten wirst du geschickt haben … – aber da war nichts. Nichts, nothing, nada … Ich hatte immer gedacht, dass ich so wieder an deine Nummer kommen würde, aber ohne Nachricht von dir gab es auch keine Möglichkeit, dir etwas zu schicken. Ich war am Ende. Ich habe viel geweint, konnte nächtelang nicht schlafen, ich konnte nichts essen und fühlte mich in einer Endlosschleife meiner Gedanken gefangen.


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