Es genügt nicht, wenn nur einer will

Die Weihnachtszeit kam und das einzige, was sich änderte war, dass du immer mehr nach einem Treffen gedrängt hast. Ich wollte das auch, ganz dringend, denn ich hatte an jedem Wochenende, das du mit ihr verbracht hast, Angst, du meldest dich danach nicht mehr, weil du doch deiner Beziehung eine weitere Chance geben wolltest oder sowas. Aber wie hätte ich bei all den Gefühlen, die ich sowieso schon für dich hatte, danach weitermachen sollen? Wie hätte ich ertragen sollen, dass du mit einer Anderen Weihnachten und Silvester feierst, denn dass du es noch vorher beendest, hattest du selbst mittlerweile ausgeschlossen.

Dann kam unser erster Streit, du warst so fordernd und du hast mir plötzlich Angst bereitet. Ich war auf einer Weihnachtsfeier und du hast in der Nachbarkneipe auf ein Treffen gelauert. Ich fühlte mich so unter Druck gesetzt. Ich weiß, dass du das nicht wolltest, aber da warst du Egoist, du wolltest mich zu deinen Bedingungen zu einem Treffen zwingen, weil du eine Entscheidung über deine Beziehung in Abhängigkeit von mir treffen wolltest.

Das geschriebene Wort entglitt uns an diesem Abend und du warst so enttäuscht von mir, aber ich auch von dir. Es tat mir so leid, wie verletzt du warst, weil ich das doch niemals wollte. Ich wollte alles richtig machen und es passierte das Gegenteil. In dieser total verfahrenen Nacht erhielt ich einen Anruf von zu Hause. Meine Mutter, die schon länger an Krebs erkrankt war, hatte einen Zusammenbruch und es stand sehr schlecht um sie. Ich musste 200 Kilometer fahren und wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Aber in den schweren Stunden warst du dann doch wieder wie ein Fels in der Brandung da.

Weihnachten verlief wie erwartet furchtbar und auch die Tage danach. Unsere Diskussionen scheiterten immer wieder an dem Punkt des Treffens und ich war müde und zermürbt. Ich wollte dich endlich sehen, dich wirklich spüren, deine Stimme das erste Mal hören. Ich wollte dich ganz … – aber es gab immer noch deine Beziehung.

Nach vielen Überlegungen am Krankenbett meiner Mutter fasste ich den Entschluss, dass es dieses Treffen doch geben musste. Ich hatte das Gefühl, dass sich sonst nie etwas ändert und unser „Wir“ daran scheitern würde. Also besorgte ich eine Betreuung für den Abend für meine Mutter und wollte gerade losfahren, als du abgesagt hast. Deine Freundin wüsste Bescheid und hätte unseren ganzen Chat zugeschickt bekommen. Sofort hast du mich verdächtigt, hast mich mit Vorwürfen überhäuft und mich blockiert. Ich konnte es nicht glauben. Nach all der Zeit kanntest du mich so wenig, mir so etwas zuzutrauen? Ich war fassungslos.


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