Du warst doch zuerst so anders …

Du hast meine Angst immerzu geschürt

Heute befürchte ich, dass das genau Dein Plan war. Als unsere Gespräche immer mehr nach dem gleichen Schema verließen, ich immer mehr in verletzende Situationen geriet und irgendwann nicht mehr wusste, wie ich dir manches begreiflich machen konnte, überredete ich dich dazu, zu einer Beratungsstelle zu gehen. Der Druck in mir ließ endlich etwas nach, als diese Frau in deiner Anwesenheit klarstellte, dass viele Dinge natürlich verletzend sind, dass mein Empfinden ganz normal sei. Ich war nie dankbarer als in diesem Moment. Natürlich zeigte sie auch mir Wege auf, mich künftig anders mit den Dingen auseinanderzusetzen, aber vor allem gab sie uns eine Chance, besser miteinander harmonieren zu können. Ich war so froh, einen solchen Weg für uns gefunden zu haben.

Als du mir eine Stunde später in die Augen sahst und mir sagtest, dass das für dich Schwachsinn wäre, was die Frau da erzählt hatte, denn deiner Meinung nach sei nach wie vor ich das Problem in unserer Beziehung, fing ich langsam an, die Hoffnung auf ein Happy End zu begraben. Aber unser Tanz ging weiter. Das Muster blieb. Du stelltest die Regeln auf, die aber meistens hautsächlich für mich galten, ich hatte mich dran zu halten. Verlor ich etwas den vorgegebenen Pfad erklärtest du mir harsch, wie sich das für dich anfühlte und dass ich diese Beziehung langsam vor die Wand fahre mit meinem Verhalten. Denn ich war rücksichtslos und trat deine Empfindungen mit Füßen. Mittlerweile bereits, wenn ich mich nur mit einer Freundin verabredete. Wenn ich über den Schmerz in mir sprach, der langsam immer größer und unerträglicher wurde, wurde es immer wieder mit “Schwachsinn”, meinen Wahrnehmungsstörungen oder nochmals zusammenfassend meiner bösartigen Art dir gegenüber abgetan.

Inzwischen brauchtest du auch stets mehrere Tage, um dich zu beruhigen, um mir meinen Fehler zu verzeihen, auch wenn du zuvor meine Entschuldigung bereits angenommen hattest. Eine Entschuldigung für Dinge, die ich nie getan oder gesagt habe. Eine Entschuldigung für Dinge, die keinen Grund für Buße gaben. Irgendwann kam ich an meine Grenzen. Ein Klinikaufenthalt ließ mich gesunden. Die Menschen, die ich dort kennenlernte und die mich so annahmen und ins Herz schlossen, wie ich wirklich bin, ließen mich wieder auf die Beine kommen. Und sie halfen mir, meine Augen ein Stück zu öffnen.

Als ich wieder nach Hause kam, dauerte es nur wenige Tage, bis wieder eine typische Situation auftrat, die mich innerlich traf. Aber dieses Mal würde ich nichts erklären, nicht betteln und mich nicht entschuldigen. Dieses Mal sagte ich dir deutlich, dass ich dieses Spiel nicht mehr mitmachen würde und was meine Wünsche und Vorstellungen von einer Partnerschaft sind. Aber auch dieses Gespräch beendeten wir feststellend mit der gesamten Schwere der Schuld auf meinen Schultern.

Die Schuld lag immer nur bei mir

Es dauerte nicht mehr lange, bis der Punkt in mir erreicht war. Wo alles in mir schrie, dass ich von dir weggehen muss und ich sprach es endlich aus. Es war der schwerste Schritt den ich je machen musste. Denn ich liebte dich. Ich habe mich nicht gegen dich sondern für mich entschieden. In unserem letzten persönlichen Gespräch sagtest du mir, mit Tränen in den Augen, dass deine Tür für mich offen steht. Wenn ich mich endlich reflektiert habe und bereit bin zu erkennen, dass das Problem in mir liegt und an mir arbeite.

Ja, ich arbeite nun an mir. Ich tue alles, um diese Sache mit uns zu verarbeiten. Die Trennung ist noch sehr frisch und der Schmerz zerreißt mich. Denn meine Augen sind nun vollständig geöffnet und das ganze Ausmaß der letzten drei Jahre prallt auf mich herab. Wenn einem plötzlich so viele Dinge bewusst werden, dann ist das kaum zu ertragen. Du hast mich tief erschüttert. Du hast meine Seele verletzt. Dieser Schmerz ist kaum in Worte zu fassen. Diese Ohnmacht und Fassungslosigkeit brachte mich fast um.

Die Erkenntnis, dass du mich einfach hast gehen lassen und nicht einmal bereit warst, auch nur minimal auf deinen Anteil an unserem Bruch zu schauen, das ist mit das Schmerzhafteste. Ich wäre schon für einen Hauch von Erkenntnis dankbar gewesen. Aber das Einzige, was ich von dir bekam war die Aussicht auf eine weitere Chance – sobald ich denn endlich verstehe würde, das mit mir etwas nicht stimmt.

Und du hast recht. Inzwischen stimmt etwas nicht mehr mit mir. Ich habe mir selbst das Herz brechen müssen, um meine Seele zu schützen. Ich musste all meine Kraft zusammenraffen, um aus diesem manipulativen Psychospiel auszusteigen. Und das ist unbeschreiblich schmerzhaft. Denn ich dachte, es sei Liebe zwischen uns. Ich dachte, das was du für mich fühlst, ist wahre Liebe. Ich dachte, das was wir hatten, war echt und wertvoll. Denn du warst doch so anders …

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