Alles lief in die richtige Richtung und alles fühlte sich gut an. Unter normalen Umständen wären wir wohl nach ein paar weiteren Monaten ein richtiges „etabliertes Pärchen“ gewesen, so ein Paar, das die Verliebtheitsphase schon hinter sich hat und einfach die Liebe in vollen Zügen genießt. Doch bei uns sollte es leider keine normalen Umstände geben. Denn eines Tages tauchte deine Ex in der Stadt auf – und sie hatte ein Ziel, ein Ziel, das inzwischen jeden Morgen neben mir aufwachte und mich wachküsste.
Es gab ein Treffen. Du hattest mir gesagt, sie habe dich zu einem Kaffee in der Mittagspause eingeladen, ganz unverfänglich. Du wüsstest selbst nicht, warum sie plötzlich wieder Kontakt aufgenommen hätte. An jenem Abend warst du schweigsam gewesen und ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Tag für Tag verändertest du dich. Ich spürte es atmosphärisch. Beim Frühstücken, in deinen Blicken, deiner Stimme. Es wirkte auf mich, als würdest du gleichzeitig aufblühen und verwelken. Ich verlor mich im entsetzten schweigsamen Beobachten – und als ich dann doch einmal in mich selbst hineinspürte, war da alles hart und verkrampft.
Sie hatte wohl eine Power, gegen die ich nichts ausrichten konnte. Ich sah mich morgens im Spiegel an und versuchte zu lächeln. Aber es ging nicht mehr, ging einfach nicht mehr. Wenn ich meine Mundwinkel hochzog, sah ich aus wie eine Katze auf Drogen. Aber nicht mehr wie eine Frau, die glücklich war. Die gefunden hatte, was sie suchte. Unsere Fast-nicht-mehr-Beziehung saugte mich aus. Leerte meine Reserven. Killte meine Lebendigkeit, meinen Optimismus. Ich gab mir Mühe, alle Mühe der Welt. Ich kämpfte wie eine Löwin, was schwierig ist, wenn man sich wie eine Katze auf Drogen fühlt. Ich versuchte alles. Aber es sollte nicht sein. Ich verlor dich immer mehr. Ich spürte dich schwinden, wie du dich vor mir in Luft auflöstest. Natürlich trafst du dich heimlich mit ihr, ich spürte es. Ich wage zu behaupten, dass Frauen so etwas (fast) immer spüren.
Anna Zimt
Redaktion
Eric Hegmann