Meine erste Liebe war eine Frau

Die erste Beziehung ihres Lebens hatte anonyme Gastautorin mit einer Frau. Doch wieso verband sie sich als Teenager mit einem Mädchen, führte diese Beziehung über 15 Jahre und ist nun doch ganz „klassisch“ mit einem Mann verheiratet? Eine sehr persönliche Geschichte

Oft sind Geschichten einer ersten homosexuellen Liebe auch dramatische Geschichten, Geschichten, in denen entweder von einer Befreiung erzählt wird oder von einem Schock, wenn einem etwas über sich selbst klar wird, oder von Verwirrung, wenn die Gefühle anders verlaufen, als man es selbst gedacht hätte.

Wenn ich auf meine Teenager-Jahre zurückblicke, weiß ich gar nicht, ob ich eine dieser drei Geschichten erzählen könnte – denn über das Faktum an sich, dass ich eine Frau liebe, habe ich damals mit 15 wenig nachgedacht. Meine allgemeine Lebensverwirrung in dieser Zeit der Kindheit resultierte eher aus einer schon langjährigen Krankheit meiner Mutter: Als ich 13 war, wurde bei ihr ein Gehirntumor diagnostiziert. An Gespräche mit den Eltern erinnere ich mich nicht – die gab es wohl auch nicht –, nur, dass ich dann als Einzelkind viel, viel, viel alleine war. Ich wohnte bei einer Freundin, bekam latente Angst vor dem, was da mit meiner Mutter passierte. Als beide Eltern irgendwann wieder zu Hause waren, wurde auch nicht darüber gesprochen – und ich zog mich zurück.

Mein Leben – mein aktives, mein schönes Leben – war das Zusammensein mit meinen wenigen, aber engen Freundinnen. Wir „wohnten“ zwar bei den Eltern, aber all unsere Emotionen, Hochs und Tiefs erlebten wir miteinander, nicht mit der Familie. Jungs waren mehr in der Ferne relevant, man bewunderte von Weitem den einen oder anderen Jungen aus den höheren Klassen – die eigene Klasse bestand aus Cliquen, zu denen wir sowieso nicht gehören wollten.

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