unerhört: Will sie nur Spaß?

Die schöne Nachbarin und ihre widersprüchlichen Signale. Und: Ist er zu schüchtern oder bin ich in der Kumpelfalle?

Frage: Seit Jahren in der Kumpelfalle. Oder ist er nur schüchtern?

Ich versteh die Welt manchmal nicht mehr. Ich bin weiblich und 27 Jahre. Der Mann, um den es sich handelt ist 31. Das Ganze geht bereits fünf Jahre. Er ist undurchschaubar / unentschlossen oder was weiß ich. Er ist von Sternzeichen Waage und sein Charakter ist an sich sehr hilfsbereit, gut gelaunt, aufgeschlossen und lustig – aber auch liebevoll. Gegenüber Frauen ist er sehr schüchtern, das gibt er auch offen und ehrlich zu. Wir haben uns schon des Öfteren geküsst und wenn wir kuscheln hat er zittrige, nasse Hände. Er genießt die Zeit mit mir, wenn ich bei ihm übernachte – schläft er die ganze / halbe Nacht nicht, nur um mich zu streicheln, will mich nicht gehen lassen, …. Aber das war es auch schon. Seit Jahren.

Wir gehen beide zum Fussball schauen ins Stadion. Wenn wir uns bei ihm treffen, so ein bis zwei Mal im Monat, sitzen wir oft Stunden nebeneinander und schauen TV, zocken oder albern rum, bis sich endlich jemand traut, sich an den anderen ranzukuscheln. Er schreibt Tag und Nacht mit mir und auch ziemlich süße Sachen, das er gerne jeden Morgen neben mir aufwachen will – aber was mich verwirrt: Immer wenn wir uns etwas näher kommen, dann hält er danach wieder tagelang Abstand, meldet sich gar nicht, ist unauffindbar und nicht erreichbar.

Antwort: Er schließt Sie bewusst aus. Dafür hat er einen Grund.

Sie kennen sicher das Phänomen der Kumpelfalle. Das scheint mir aber bei Ihnen nicht zuzutreffen. Wie Sie das beschreiben, ist da tatsächlich etwas zwischen Ihnen, jedoch scheinen mir bei Ihnen mehr Gefühle vorhanden zu sein als bei ihm. Ob die durch Ängste beeinflusst werden, beispielsweise wegen einer nicht verarbeiteten, früheren Beziehung, kann ich nicht beurteilen. Möglich ist das. Meine Vermutung ist aber, dass er seine Schüchternheit bewusst oder unbewusst als Selbstschutz einsetzt.

Möglicherweise liege ich falsch, jedoch vermute ich, dass sich Ihr Freund, wenn er sich tagelang nicht meldet, nicht einfach nur zurückzieht, sondern parallel andere Beziehungen pflegt. Ich bin mir sicher, dass er Ihre Nähe und Gesellschaft schätzt, dass er auch Verantwortung für diese Nähe ein stückweit übernimmt und möglicherweise deshalb keinen Sex mit Ihnen hat – jedoch lässt er eine Nähe zu, die Ihnen nicht gut tut. Meine Vermutung ist, dass Sie das selbst wissen und unbewusst durch Ihren intensiven Kontakt mit ihm andere Beziehungen verhindern.

Sie klingen nicht wirklich glücklich, aber Sie haben sich in der Situation auch ein stückweit eingerichtet. Dass Sie uns geschrieben haben, zeigt, dass Sie diese Komfortzone nicht mehr wirklich komfortabel erleben und Veränderung suchen. Ihr Wunsch, dass diese Veränderung eine Beziehung mit ihm sein wird, ist vorhanden, aber dass dies so eintrifft, bezweifeln Sie (zurecht nach so vielen Jahren). Ich würde Ihnen empfehlen, Abstand zu halten. Sich selbst zu schützen. Veränderung zu suchen. Ihr Freund lebt zumindest tageweise ein Leben, an dem Sie nicht teilhaben sollen, aus dem er Sie ausschließt. Das können Sie entschuldigen, aber das ist keine Basis einer Beziehung, wie Sie sie führen möchten. Seine Gründe sollten Ihnen dabei nicht wichtig sein, denn Sie werden ihn nicht ändern können. Vielleicht könnte er das mit Hilfe eines Psychologen oder Therapeuten erreichen. Das ist aber nicht Ihre Job-Beschreibung in einer Beziehung. Das muss er schon selbst tun.

Geben Sie sich selbst die Chance, einen Partner zu finden, der Sie ganz in sein Leben lässt. Dazu müssen Sie aber Raum für einen solchen Mann schaffen. Dazu gehört, Ihrem Freund diesen Platz nicht länger zuzugestehen. Offensichtlich möchte er den ja auch nicht – sonst wäre der Kontakt intensiver.

unerhörtehrlich

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