unerhört: Warum muss er immer perfekt sein?

Unsere Leserin wünscht sich nichts so sehr wie eine glückliche Beziehung, die ein Leben lang hält. Aber das setzt sie so sehr unter Druck, dass sie nicht mehr entscheiden kann, ob sie dazu auch den passenden Partner gewählt hat.

Sicher, die meisten Paare klagen eher darüber, dass sich die Partner zu wenig Mühe geben, aber es gibt durchaus auch die Fälle, in der aus Mühe geben unerträglicher Druck und Stress wird – und immer noch das diffuse Gefühl bleibt: da ginge doch noch mehr.

Ich bin überzeugt, dass die Anforderungen an eine Beziehung und dadurch auch teilweise an den Partner und die Partnerwahl heute oft überromantisiert und unrealistisch erhöht werden. Dazu habe ich den Begriff “Disneyfizierung der Liebe” geprägt. Gerade ist eine Studie der Partneragentur ElitePartner genau diesem Thema nachgegangen und kam zu dem Ergebnis, dass ein Drittel aller Paare sagen, sie lassen sich durch die geschönten (Selbst)Marketing-Bilder von Beziehungsglück beispielsweise auf Instagram beeinflussen – und frustrieren. Denn wenn Sie solche Bilder in ihrer Timeline sehen, dann müssen Sie ein extrem positiv aufgeladenen Selbstwert haben, um nicht zu denken: Das will ich auch. Und weil wir nun einmal soziale Medien gerade nicht nutzen, wenn es uns richtig gut geht, sondern wenn wir uns durch einen Dopamin-Kick ein Glücksgefühl besorgen wollen, denken wir sogar eher noch negativer: „Warum habe ich das nicht? Was läuft falsch bei mir?“

Vermeiden sie zu hohe Erwartungen

Je höher die Erwartungen, umso tiefer der Fall, wenn sie enttäuscht werden. Möglicherweise sollten Sie sich fragen, woher der Druck denn eigentlich kommt, den sie verspüren. Welche Wünschen erleben Sie als nicht erfüllt in Ihren Beziehungen? Und welchen Ursprung haben diese Erwartungen? Welche Vorbilder für Beziehungen haben Sie und Ihre Partner? Sind diese aus dem wahren Leben und wissen Sie tatsächlich, ob Ihr positiver Eindruck dieser Paare einem Realitätscheck standhalten würde? Möglicherweise ist Ihr Druck aber auch entstanden, weil Sie negative Vorbilder kennen, die Sie so abschreckend finden, dass Sie auf keinen Fall eine solche Beziehung führen möchten und deshalb alles besser und perfekt machen möchten.

Was Sie schildern, könnte aber auch ein ambivalentes Nähe-Distanz-Bedürfnis sein, eine Folge Ihres Bindungssystems. Inwieweit es sich bei Ihnen hierbei um eine Ausprägung handelt, die in die Bereiche Verlustangst und Bindungsangst reichen, sollten Sie, wenn Sie unter diesen Gefühlen stark leiden, mit einem Psychologen oder Therapeuten besprechen, der/die sich auf Bindungsverhalten und Bindungssysteme spezialisiert hat.

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