Warum man seine große Liebe wahrscheinlich nicht im Club finden wird

Ich bekenne mich schuldig, gesteht Gastautorin Julia Malz. Es gab eine Zeit in meinem Leben, da war das absolut Größte an jedem Donnerstag die Freude auf den Freitagabend

Der Tag, an dem das Gros meiner Bekannten zwischen 17:00 und 19:00 Uhr entnervt das Großraumbüro, die Agentur oder ihren einsamen Freiberufler-Schreibtisch verließen, um sich mit Hingabe, kindlicher Selbstvergessenheit und Wolllust in das Nachtleben zu stürzen. Wir Mädels schraubten uns verlässlich wie ein Uhrwerk 12 Zentimeter unter die Fersen und zogen Lid- und Lippenstrich nach, tanzten durch den Flur, tranken Sekt und sonstiges und philosophierten über die bevorstehende Nacht. Wem wir wohl heute begegnen würden. Ob der Eine vielleicht auf einmal vor uns stehen würde, der Prinz mit seiner Kutsche, the one and only Mr. Right.

Ist Mr. Right in Wirklichkeit doch Mr. Breit?

Dass der Prinz wahrscheinlich eher auf dem Longdrink-Schlitten um die Ecke geschleudert kam und Mr. Right in Wirklichkeit doch Mr. Breit war, darauf kamen wir erst viel später, nach vielen zerknutschten Nächten, in denen sich die heißen Küsse unter Bässen in der Morgendämmerung in Luft, Fahne und fragwürdige Studentenbetten auflösten.

Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Abend, an dem mich ein wirklich hübscher Kerl im Kellerclub mit den Worten: „Na, Prinzessin, du redest wohl auch nicht mit jedem?!“ von der Seite anquatschte. Ich fand das frech und lustig, aber das einzig Lustige daran war die Tatsache, dass er sich mir schon dreimal vorher vorgestellt hatte, was ich während der letzten fünf Shots aber vergessen hatte. Jedenfalls drückte ich meine Nase lachend an sein Shirt, fragte ihn, welchen Weichspüler er wohl für seine Wäsche benutzte und nach dieser tiefgreifenden Konversation landeten wir knutschend erst in einer Karaoke-Bar und dann im Taxi. Das musste nun die große Liebe sein – dachte ich, bevor ich einschlief. Dass es sich bei meinem Angebeteten um einen Harry-Potter-versessenen Sonderling handelte, der seine Brötchenhälften beim Frühstück immer in der gleichen Reihenfolge belegte, stellte ich erst fest, als ich tatsächlich versuchte, mit ihm zusammen zu sein. Wir sind heute nicht verheiratet.


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