Jagdtrieb? Wir sind doch nicht im Wald

Nichts ist aufregender als zu spüren, von der Person begehrt zu werden, die man selbst begehrt. Vergessen Sie den Jagdtrieb! So sexy ist es, wenn beide sich signalisieren: Ja, ich will dich

Jagdtrieb. Allein das Wort schon! „Da könnt’ ich mich drüber aufregen“, um Peter Licht zu zitieren. Es ist ja nicht so, dass dieses Wort einem nur begegnet, wenn man gerade gedankenverloren in Fachmagazinen wie „Jagd&Hund“ oder „Pirsch“ blättert. Nein, es hat sich auch im Wortschatz der Nicht-Büchsenträger durchgesetzt. Dort wird es (Achtung, Klischee!) in 98 von 100 Fällen dem männlichen Teil der Bevölkerung zugeordnet.

Der Mann, so halali-t es uns aus Frauenzeitschriften entgegen, kann seinen Allerwertesten acht Stunden im Bürosessel parken, Micky-Maus-Krawatte tragen und abends Tiefkühlpizza essen – tief in ihm steckt noch immer der wilde Jäger aus archaischen Urzeiten. Ob der Rehrücken beim Metzger um die Ecke oder die potentielle Sexpartnerin beim nächtlichen Streifzügen durch das heimische Kneipendickicht: egal. Der Jäger muss jagen, denn er ist stets getrieben von seinem animalischem Instinkt. Grr!

Das Lustprinzip entscheidet, nicht der Jagdtrieb

Und was fängt er nun an mit diesem Trieb, der angeblich „in jedem Mann steckt“? Er muss ihn „wecken lassen“. Das wäre dann das Revier der Frauen. Kaum ein Text zum Thema erfolgreiches Anbandeln kommt ohne den Hinweis aus, sie müsse aktiv werden beziehungsweise eigentlich lieber doch nicht, denn zu viel Aktivität in Richtung Jäger schade nur. Dann erlösche sein Interesse wie ein Lagerfeuer im Platzregen. Klappe zu, Beute tot.

Gern verweisen die Anhänger der modernen Brunftheorie zur Untermauerung ihrer These auf Expertenwissen. Kronzeuge: die Oma. Sie hat es schließlich schon immer gesagt! Nämlich Sätze wie diese:

„Willst Du was gelten, mach dich selten!“

„Eine Frau läuft einem Mann nicht hinterher!“

„Lass ihn zappeln!“

Übersetzt bedeutet das nicht anderes als zu taktieren. Spielchen zu spielen. Desinteresse vorzugaukeln, obwohl frau oft ganz genau so wild ist. Sie zwingt sich stattdessen, mit gezogener Handbremse durchs Unterholz zu brettern, gewissermaßen. Der erhoffte Effekt: super b-e-g-e-h-r-e-n-s-w-e-r-t erscheinen. Für den Jäger, der durch dieses umständliche Hin und her und „Ich weiß noch nicht, ob ich morgen Zeit habe“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anbeißt. Soweit die Theorie.


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