Ist das Schicksal oder nur ein schöner Zufall? – Finn und Lea und das unverhoffte Wiedersehen

Diesmal nimmt unsere Kolumnistin Anna Zimt uns mit in die Großstadt und lässt uns am Wiedersehen ihrer Freunde Finn und Lea teilhaben

Ich habe mich lange verstellt

„Weißt du, ich hab lange versucht eine andere zu sein. Hab auch Dinge vorgespielt. Meiner Familie zuliebe“, sagte Lea leise in das Schweigen hinein. „Ich weiß noch, wie erschrocken mein Vater guckte, als er in mein Zimmer platze und sah, dass Maggy und ich nicht nur beste Freundinnen waren, die zusammen Hausaufgaben machten und die Spice Girls hörten. Und wie meine Mutter an dem Abend in mein Zimmer kam und meinte, ich dürfe das nie wieder tun. Das schicke sich nicht. Und ich weiß noch wie erleichtert sie waren, als ich irgendwann später Manuel mit nach Hause brachte. Und wie erleichtert ich war, dass ich endlich auch mal so in echt verliebt sein durfte.“ Lea setzte das Gesagte mit ihren Fingern in Gänsefüßchen.

„Aber irgendwann konnte ich das nicht mehr. Ich wollte ich selbst sein können und von ihnen geliebt werden, egal wen ich gerade liebe. Und nicht mehr lieb und angepasst sein müssen, um ihnen zu gefallen. Ich liebe meine Eltern. Aber sie tun mir damit auch weh. Und auch, wenn sie mich bestimmt auch lieben, es reicht offensichtlich nicht, um ihre scheiß Angst vor Getratsche oder was auch immer genau die Angst ist, loszulassen.“

„Du hast deine Familie also auch verloren?“ Finn trank sein halbes Bier auf ex aus.

„Ja. Und es hat krass weh getan. Und gleichzeitig war es ein riesiger Befreiungsschlag für mich.“

„Ich versteh dich.“

„Ich weiß. Und ich mag das.“ Sie lächelten sich liebevoll an und Finn kramte zwei neue Flaschen Bier aus seiner Tasche und hielt ihr grinsend das, das sich für ihn kühler anfühlte, hin. „Es ist schön, dass wir gerade hier sind“, sagte er.

„Ja, das finde ich auch.“ Und so saßen sie erst noch eine Weile am Kanal und liefen danach noch Stunden durch die Sommernacht, bis sich die Sonne schon fast wieder zeigte.

Aber sie erzählten sich nicht alles…

Was Lea Finn an diesem Abend nicht erzählte war, dass sie seit zwei Jahren mit Yasemin zusammen war und sie letzte Woche darüber gesprochen hatten zusammenzuziehen. Yasemin war Feuer und Flamme gewesen und schickte Lea ständig neue Einrichtungsvorschläge über Pinterest.


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