Spiel, Spaß und Sternzeichen: Ein Leitfaden für suchende Seelen?

Radikale Aussagen, fundamentale Verallgemeinerungen und Stigmatisierungen von einzelnen Sternzeichen – auf das stieß Autorin Nadine Primo, als sie verschiedene Horoskope las. Warum messen viele Leute ihnen dennoch eine große Bedeutung zu?

Eigentlich wollte ich nur aus Spaß mal schauen, was eigentlich die Sterne sagen, wenn es um meine neuen Begegnungen geht. Wirklich daran glauben, tue ich natürlich nicht. Wie alle eben, trotzdem lese ich ab und zu gern mal die Horoskop-Spalte, um mich mal wieder darüber zu amüsieren, was einfach so gar nicht auf meinen derzeitigen Alltag zutrifft, oder mich darüber zu wundern, was mir erschreckend bekannt vorkommt.

Wie dem auch sei. Das Ende vom Lied war folgendes: Ich entdeckte Artikel, die mir die Haare zu Berge stehen ließen, denn hierbei handelte es sich um knallharte Diskriminierung und Diffamierung gewisser Gruppen. Besonders hart hat es dabei den Personenkreis der Skorpione getroffen, denn dieses Zeichen kam wirklich gar nicht gut weg.

Angeblich versteckt sich hinter jedem Skorpion ausnahmslos ein kranker Soziopath, der nur darauf wartet, dich zu manipulieren. Wow, das ist echt ganz schön radikal. Auch Krebse werden als leidenschaftslose Liebhaber:innen dargestellt, die eher durch ihr launenhaftes Verhalten auffallen und mit ihrer Vorliebe für Vanilla-Sex wenig attraktive Spielgefährt:innen im Bett sind. Zwillinge sind zwar neugierig, aber zurückhaltend im Bett und fallen lediglich durch ihr mangelndes Kommunikationspotenzial in romantischen zwischenmenschlichen Beziehungen auf. Ihre Fantasien leben sie daher nur selten aus.

Horoskope. Nur Hokuspokus?

Das waren Artikel, die mir bei Google als erste Treffer angezeigt wurden, als ich beliebige Sternzeichen in die Suche eingegeben habe. Erschreckend. Natürlich wissen die meisten von uns, wie sie solche Aussagen zu nehmen haben – am besten nicht allzu ernst. Dennoch ist es verwerflich mit solchen Verallgemeinerungen um sich zu werfen und auf den Konjunktiv zu verzichten, wo er wohl am ehesten angebracht wäre. Hierbei handelt es sich nämlich lediglich um und Interpretationen, die unsere Intuition bestärken sollen und nicht umsonst keinen wissenschaftlichen Anspruch erheben.

Das Gelesene bewegte mich dazu, eine Umfrage auf Social Media zu starten. Ich fragte meine Follower:innen inwiefern sie sich von Horoskopen und Sternzeichen beeinflussen lassen und vor allem, wie sehr diese bereits ihr Datingverhalten beeinträchtigt haben. Positiv oder negativ. Es kamen direkt einige Antworten, die erahnen ließen, wie genervt der eine oder die andere von Liebeshoroskopen und Sternzeichenkonstellationen waren. Einige dateten aus Prinzip niemanden mehr, der sich zu sehr von den Vorhersagen leiten ließ. Meine Befürchtung bestätigte sich, denn einige Skorpione erwähnten, dass sie bereits geghostet oder mit Argwohn betrachtet wurden, nachdem sie sich „outeten“.

Warum messen viele dem überhaupt eine Bedeutung zu?

Warum machen wir unser „Liebesglück“ von Sternzeichen abhängig? Tja, gute Frage. Vielleicht suchen wir auch einfach nur im Nachhinein (oder Vorhinein) Bestätigung für unseren Datingerfolg oder den leidigen Trennungsschmerz. Es ist immer leicht zu sagen „Ach ja, eigentlich hätte ich es mir ja denken können. Stiere sind eben stur und ich als Waage eher konfliktscheu veranlagt. Das konnte ja nur schief gehen.“ Das ist zumindest leichter, als sich zum Beispiel einzugestehen, dass die eigene Konfliktscheue ein Produkt von Erlebtem ist, oder eine Anpassungsstrategie, wie es in der Therapie so schön genannt wird, um in sozialen Gefügen zu (über-)leben.


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