Warum hat er schon wieder eine Neue? 

Ich kenne viele Paare, in denen eine Person seine*n Partner*in für jemand anderes verlassen hat. Ich selbst war sogar auch schon betroffen – und habe auch schon mit jemandem Schluss gemacht. Nur um mich drei Tage später in ein (Liebes-)Abenteuer mit einer Person zu stürzen, die ich eigentlich kaum kannte. Damals war ich gerade mal 21, also noch sehr jung und emotional ziemlich unreif. Meine neue „Beziehung“ hielt nicht lang, gerade einmal zweieinhalb Wochen. Sie hat mich für ihre Ex abserviert – und ich war wieder allein, allein. 

Sich fremd zu verlieben kommt in den besten Beziehungen vor. Ich habe auch von einigen (wenigen) Fällen gehört, in denen der*die Neue sogar der*die Partner*in fürs Leben wurde. Das kommt allerdings eher selten vor. Dabei ist es auch ziemlich egal, ob man verlassen wurde oder der*die Verlassene ist. Doch trotz des Wissens, dass sogenannte „rebound relationships“ von Vornherein zum Scheitern verurteilt sind, fühlt man sich als die Person, die dabei zusehen muss, wie der*die Ex sich bereits kurz nach dem Ende der Beziehung (scheinbar) neu verliebt, hintergangen, verletzt. Ja, vielleicht sogar zerstört. 

Einer*Eine leidet immer mehr

Doch warum tut das Ganze eigentlich so weh? Zum einen wäre da der*die Verlassene, die geplagt wird von schönen Erinnerungen und dem unweigerlich damit verbundenen überwältigendem Gefühl von Schmerz, weil all das nun nicht länger ist. Viele alltägliche Dinge – Essen, Schlafen, zur Arbeit gehen – werden zu einer großen Herausforderung. Erst mit der Zeit wird es einfacher, mit dem Verlust umzugehen. Insbesondere Personen, die sich emotional sehr stark mit ihrem*ihrer Partner*in verbunden gefühlt haben, benötigen länger, um nach dem Ende der Beziehung wieder Fuß zu fassen. Und sich irgendwann auf jemand Neues einzulassen. 

Auf der anderen Seite steht da die Person, die sich getrennt hat – und schon zwei Tage später mit einem anderen Menschen anbandelt. Warum geht es ihm*ihr nicht so schlecht, dass er*sie noch nicht einmal an eine neue Partnerschaft denken kann? Pauschal lässt sich das gar nicht so einfach beantworten. Oftmals spielen vele unterschiedliche Faktoren beim Ver- und Entlieben eine Rolle. Jede Person hat zudem ihre eigenen Bewältigungsmechanismen, um mit dem Ende einer Beziehung umzugehen.  

Es kann aber auch einfach sein, dass es der*dem Ex an emotionaler Intelligenz mangelt und er*sie nie so sehr in die Beziehung involviert war, wie er*sie einen glauben lassen hat. Mit einem solchen Exemplar abzuschließen, ist besonders schwierig. Sie lassen das Gegenüber über viele Dinge, die ein emotional reiferer Partner im Trennungsgespräch offen thematisieren würde – im Unklaren. Dabei sind es genau die, die die wenigsten Gedanken (und Tränen!) verdient haben. 

Bin ich Schuld am Ende der Beziehung?

Nun ist aber „Thank u, next!“ nicht so einfach umzusetzen, wie Ariana Grande uns das glauben machen wollte. Aus diesem Grund, kann es für die verlassene und emotional gebundene Person tatsächlich hilfreich sein, einen genaueren Blick auf den*die toxische Ex zu werfen. Sich selbst vor Augen zu führen, dass man nicht Schuld ist an der Trennung. Dass man niemanden „in fremde Arme getrieben hat“ und dass man auch nichts hätte ändern können, wenn man härter für die Beziehung gekämpft oder noch mehr an ihr gearbeitet hätte.  


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