Sexualkundeunterricht ist richtig und wichtig. Viele Themen werden hierzulande aber nur selten angesprochen. Etwa Masturbation, sexuelles Vergnügen und sexuelle Belästigung. Das sollte sich schnellstens ändern!
Die Sommerferien neigen sich in vielen Bundesländern langsam ihrem Ende entgegen, bald fängt das neue Schuljahr an. Für viele Schülerinnen und Schüler steht dann auch Sexualkunde auf dem Stundenplan. Peinliche Momente und verschämte Lehrer inklusive. In unserer übersexualisierten Gesellschaft ist es sicherlich gut, dass Kinder und Jugendliche schon früh aufgeklärt und falsche Sex-Mythen entsorgt werden. Diese Verantwortung kann natürlich nicht allein bei der BRAVO liegen. 🙂
Allerdings werden im Sexualkundeunterricht wichtige Themen oft gar nicht angesprochen, wie der TENGA Lustreport 2019 aufdeckt. Weniger als ein Drittel aller Befragten zwischen 18 und 54 Jahren konnten sich daran erinnern, dass Themen wie Masturbation oder sexuelles Vergnügen überhaupt jemals angesprochen wurden. Stattdessen scheint im Sexualkundeunterricht an deutschen Schulen vor allem trockenes Faktenwissen zu Themen wie Anatomie, Schwangerschaft und Pubertät vermittelt zu werden.
Natürlich sollten sich Schüler schon früh mit derartigen Themen (und vor allem: Verhütung und sexuell übertragbare Erkrankungen!) auseinandersetzen. Denn Umfragen zeigen, dass Jugendliche immer früher ihr „erstes Mal“ haben. Aber: Ist Selbstbefriedigung nicht meist der erste, schon viel früher stattfindende Kontakt mit der eigenen Sexualität? Gerade die Sexualkunde sollte nicht nur verschämt Fakten vermitteln, sondern auch unseren Nachwuchs aktiv darin bestärken, ein positives Verhältnis zum Thema Sexualität und dem eigenen Körper zu entwickeln.
Die Deutschen sind heute – zum Glück! – wesentlich offener, was das Thema Masturbation und sexuelle Lust anbelangt, als noch vor einigen Jahrzehnten. Tatsächlich berichten neun von zehn Befragten, dass sich Selbstbefriedigung positiv auf ihre Stimmung auswirkt – und überdies ein genialer Stresskiller ist! Im Ranking landet die Masturbation dabei vor Lesen, Meditieren und Yoga.
Folgerichtig finden drei Viertel der Deutschen, dass Masturbation ein fester Bestandteil des Lehrplans sein sollte. Ja klar, es ist vielleicht nicht das Thema, das sich mit leichter Hand unterrichten lässt. Eine gewisse Scham von Lehrer- wie auch Schülerseite ist vorprogrammiert. Aber es ist wichtig, dass darüber gesprochen wird und Schüler schon früh von Erwachsenen erfahren, dass Masturbation etwas völlig Normales ist und genossen werden kann und darf.
Apropos „drüber sprechen“: Richtig erschreckend ist auch, dass so wichtige Themen wie sexuelle Belästigung (17 Prozent) und sexueller Konsens (13 Prozent) nur sehr selten im Sexualkundeunterricht angesprochen werden – wenn dieser an Schulen denn überhaupt angeboten wird. Ist es nicht (auch) Ziel eines solchen Unterrichts, unseren Nachwuchs mit Mitteln der Aufklärung auf das zukünftige Liebesleben vorzubereiten und ihn darin zu bestärken, selbstbewusst Grenzen zu ziehen und Nein zu sagen, wenn sich etwas nicht gut anfühlt?
Vielleicht integrieren ja im nächsten Schuljahr noch mehr Lehrerinnen und Lehrer Themen wie Masturbation und sexuelle Selbstbestimmung in ihren Unterricht. Das wäre wünschenswert.
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Quelle
Dieser Artikel nimmt Bezug auf den TENGA Lustreport 2019 (nur englisch). Dabei wurden über 10.000 Männer und Frauen in neun Ländern zu Themen wie Sex, Masturbation und Sextoys befragt. In jedem Land wurde dafür eine repräsentative Stichprobe von 18- bis 54-Jährigen erhoben.