Darum stehen (so viele) Frauen auf dominante Männer

Woher stammt die Anziehungskraft dominanter Männer? Im Gastbeitrag stellt Dr. Gilda Giebel die Ergebnisse ihrer Forschungen vor

Vielleicht sind Sie eine Frau und kennen folgendes Problem: Sie sind Single und es gibt einige Männer in Ihrem Freundes- und Kollegenkreis, die sich für Sie interessieren. Diese Männer sind nett, hilfsbereit, höflich und zurückhaltend – kurzum liebe Kerle. Schade nur, dass Sie sich überhaupt nicht zu ihnen hingezogen, sondern sich eher von ihnen gelangweilt fühlen. Dabei wären diese liebevollen Männer doch optimale Partner: fürsorglich und kompromissbereit.

Die Männer, denen Sie bereits verfielen, hatten andere Attribute. Sie waren unabhängig, sehr selbstbewusst, charmant und durchsetzungsstark – also dominante Männer. Die Beziehungen mit Ihnen waren ein Auf und Ab, aufregend, anstrengend und voller Tränen. Warum sich manche Frauen so stark zu dominanten Männern hingezogen fühlen, soll hier aus der Perspektive der Evolutionspsychologie erklärt werden.

Was ist ein dominanter Mann?

Wenn Sie einen sehr dominanten Menschen treffen, bemerken Sie dies bereits unbewusst und deshalb sehr schnell. So eine Person nimmt den Raum für sich ein, hält Blickkontakt und hat einen großen Redeanteil. Als Gegenüber fühlt man instinktiv, dass das Aufbringen einer kontroversen Position zu unangenehmen Diskussionen führen könnte. Dieses dominante Verhalten eines Mannes kann auf Vertreter des gleichen Geschlechts einschüchternd und auf Frauen anziehend wirken.

Dominanz ist eine Form der Überlegenheit. Sie kann in körperlicher, finanzieller oder sozialer Hinsicht auftreten. Interkulturelle Studien haben gezeigt, dass ein hoher sozialer Status bei Männern ein Merkmal ist, das von Frauen überall auf der Welt begehrt wird.

Was sind die Vorteile männlicher Dominanz?

Breite Schultern, muskulöse Körper, markante Gesichtszüge: Es gibt wohl wenige heterosexuelle Frauen, die diese Eigenschaften bei Männern nicht anziehend finden. Das liegt daran, dass die Frauen von heute Nachkommen all derer Frauen sind, die es geschafft haben, gesunde Nachkommen hervorzubringen, indem sie Signale für Gesundheit und Vitalität bei Männern erkannten und für sich nutzten. Besonders markante männliche Attribute werden durch den Einfluss von Testosteron ausgebildet. Testosteron hat eine schwächende Wirkung auf das Immunsystem. Somit können sich nur Männer mit einem sehr starken und gesunden Immunsystem überhaupt viel Testosteron leisten. Ein Mann mit muskulösem Körper, tiefer Stimme und einem selbstbewussten, dominanten Auftreten sagt einer Frau instinktiv, dass er gute Gene für ihren Nachwuchs hat. Warum haben sich dann evolutionär betrachtet nicht nur die sehr dominanten Männer durchgesetzt?

Was sind die Nachteile männlicher Dominanz?

Durch die neunmonatige Schwangerschaft, die Geburt des Kindes und die Stillzeit, trägt die Frau naturgemäß viel größere Risiken und investiert ein viel höheres elterliches Engagement, als es ein Mann für seinen Nachwuchs tut bzw. tun muss. Auf das eigene Wohl und das ihrer Nachkommen bedacht, ist eine Frau viel kritischer bei der Wahl ihrer Partner als ein Mann. Für ihn ist es sinnvoller, möglichst viele Partnerinnen zu haben und wenig Zeit und Ressourcen zu investieren, um viele Nachkommen zu zeugen. Dieses schnelle, egoistische Verhalten kann sich ein Mann nur leisten, wenn er wirklich viel zu bieten hat, d.h. wenn er sehr anziehend auf Frauen wirkt.

Männer, die weniger dominant und eher zurückhaltend sind, müssen eine andere Strategie für sich nutzen. Sie gewinnen eine Frau, indem sie sich um sie bemühen und ihre Bereitschaft zeigen in sie, die gemeinsame Beziehung und in das potentielle gemeinsame Kind zu investieren. Diese Männer haben Eigenschaften, die Frauen für eine langanhaltende Beziehung schätzen: Sie sind fürsorglich, kompromissbereit und verständnisvoll – während eine Frau einen dominanten Mann nie für sich alleine haben kann. Dominante Männer sind auch für andere Frauen attraktiv und diese Möglichkeiten macht sie tendenziell zu einem untreuen Partner.

Wie löst eine Frau das Dominanz- Dilemma?

Eine moralisch nicht ganz unverfängliche Strategie von Frauen ist die gemischte Strategie bei der Partnerwahl: Sie wählt einen liebevollen und fürsorglichen Mann als Langzeitpartner und genießt kurze Abenteuer mit einem dominanten Mann. Diese Strategie kann auch in der Form angewandt werden, dass Frauen in serieller Monogamie mit Männern unterschiedlichen Charakters bezüglich Dominanz mehr oder weniger lange zusammen sind.

Natürlich können Frauen sich einen Mann als Partner wählen, der hinsichtlich der Dominanz und Kompromissfähigkeit ausgeglichener ist. Dennoch finden manche Frauen dominante Männer besonders anziehend. Wenn Sie sich dazu zählen, könnte das einer aktuellen Studie zu Folge an zweierlei Gründen liegen: Entweder Sie sehnen sich nach viel Spannung und Abenteuer in ihrem Leben, oder sie sind eher ein ängstlicher Typ und wollen sich durch einen starken Partner an Ihrer Seite sicherer fühlen.

Menschen, die von Natur aus ein niedrigeres inneres Erregungsniveau haben und sich daher vermehrt Stimulationen aus der Umwelt suchen, um sich wohl zu fühlen, nennt man Sensation Seeker. Sie lieben Abwechslung in verschiedenen Lebensbereichen, beispielsweise Extrem- und Abenteuersport, sozial aufregende Aktivitäten, wie promiskuitives Verhalten, Partys, soziales Trinken, und führen einen eher unkonventionellen Lebensstil. Langeweile ist für sie schwer auszuhalten. Sowohl Männer als auch Frauen, die nach Aufregung in sozialen Situationen suchen und Langeweile verabscheuen, so die Ergebnisse der Studie, bevorzugen dominante Partner.

Weder Männer noch Frauen zählen Ängstlichkeit zu den Eigenschaften, die sie selbst gerne hätten. Dennoch sollte man sich ehrlich eingestehen, dass manche Menschen einfach von Natur aus ängstlicher und unsicherer sind als andere. Die aktuelle Studie zeigte einen Zusammenhang zwischen Ängstlichkeit und der Präferenz für einen dominanten Partner, allerdings nur für Frauen. Das heißt je ängstlicher eine Frau war, desto anziehender fand sie einen dominanten Mann als Partner.

Erkennen Sie sich wieder?

Sind Sie eine Single-Frau, die sich einen dominanten Partner wünscht und ihre netten Freunde und Kollegen als Partner nicht in Betracht zieht? Dann sollten Sie nach jetzigem Forschungsstand sich diese Fragen stellen und – ehrlich! – beantworten.

1)   Erkennen Sie sich in der Beschreibung eines Menschen wieder, der viel aufregende Erlebnisse braucht, um sich wohl zu fühlen? Dann gehören Sie zu den Frauen, die dominante Männer einfach aufregend finden und sich auch trotz des dramatischen Auf und Abs mit Ihnen wohl fühlen. Sehr zurückhaltende und kompromissbereite Partner sind Ihnen dann wahrscheinlich zu langweilig.

2)   Kann es sein, dass sie sich einfach einen Partner wünschen, der Ihnen auch mal Entscheidungen abnimmt, Sicherheit, sowohl körperlich, als auch finanziell ausstrahlt und der innerhalb verschiedener Beziehungen die Führung übernimmt? Als vergleichsweise ängstlichere Frau erhoffen Sie sich wahrscheinlich eine Kompensation dieser Eigenschaft durch einen dominanten Mann an Ihrer Seite.

3)   Was ist es genau, das Sie an diesem dominanten Typ Mann reizt? Sehnen sie nach aufregenden, unverbindlichen sexuellen Begegnungen mit ihm? Oder wünschen Sie sich ihn für eine Langzeitbeziehung an ihrer Seite? Wenn Sie die erste Frage mit ja beantworten und die zweite eher mit nein, geht es Ihnen so wie den meisten Frauen. Dann sollten Sie sich einfach ohne negative Empfindungen eingestehen: Dominate Männer sind sexy und für erotische Abenteuer wunderbar. Tiefere Gefühle für sie zu entwickeln, könnte allerdings zu Enttäuschungen führen. Manchmal kann eine rein sexuelle Anziehung leicht mit Verliebtheit oder Liebe verwechselt werden.


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