Wie die erste Liebe unser Beziehungsleben prägt

Beziehungsfähigkeit, und -verhalten aber auch unser Beuteschema werden maßgeblich von der ersten Liebe geprägt. Und davon, wie diese geendet ist

Ansprüche an Beziehungen

Doch unabhängig davon, wann wir uns auf einen neuen Partner einlassen und welche Rollen wir dann einnehmen: Alle nachfolgenden Beziehungen und Partner werden unweigerlich einem Vergleich unterzogen. Die erste Liebe setzt quasi den Maßstab, an dem wir alle weiteren Partnerschaften messen. Was wir besonders genossen und geschätzt haben, wünschen wir uns auch vom nachfolgenden Partner. In der Regel liegt die Messlatte dabei ziemlich hoch. Schließlich hat die erste Liebe den Zauber allen Anfangs und den Pluspunkt intensivster Gefühle. Lediglich bei denjenigen, deren erste Liebe im Nachklapp eher unschön war, wird die Messlatte nicht ganz so hoch gehängt. In diesen Fällen sind die Ansprüche an den nächsten Partner nicht selten (erst einmal) komplett konträr.

Risiko einer Idealisierung

Aber Achtung: Wurde die erste Liebe durch externe Faktoren oder widrige Umstände beendet, wie beispielsweise ein Umzug oder elterliches Veto, steigt das Risiko einer Idealisierung. Die Beziehung wird dann gerne überhöht und verklärt. Nachfolgende Partner haben es dann erwiesenermaßen ziemlich schwer, den unrealistischen Ansprüchen gerecht zu werden. Denn wie bereits erwähnt, hat die erste Liebe ja quasi die Aufgabe, romantische Ideale zu zerstören und unsere Ansprüche und Erwartungen in den Bereich des realistisch Möglichen zu bringen. Das funktioniert nur, wenn sie auch wirklich aktiv beendet wurde.

Persönlichkeitsentwicklung

Schmerz und die Erfahrung von Verletzlichkeit sind notwendige Lernprozesse für die Persönlichkeitsentwicklung. Wir lernen, dass Abschied zum Leben dazu gehört und dass sich Liebe nicht steuern lässt. Neben der Fähigkeit, loslassen zu können, hält die erste Liebe auch jede Menge Erkenntnisse über unsere eigene Persönlichkeit parat. Zum Beispiel unser Bedürfnis nach Nähe und Distanz, unsere Sehnsüchte sowie so manche Stärke und Schwäche. Mehr noch: Die erste Liebe beeinflusst zudem wesentliche Aspekte unserer Persönlichkeit. So sind glückliche erste Lieben ein wahrer Booster für Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. Schließlich machen wir die Erfahrung, dass wir auch außerhalb der Familie liebenswert und liebesfähig sind – ein wichtiger Schritt für die Entwicklung von Identität und Autonomie. Ist die erste Liebe eher unschön verlaufen, können dagegen Selbstzweifel und Ängste die Folge sein. Auch eine unerwiderte Liebe ist nicht gerade ein Push fürs Selbstbewusstsein.

Beuteschema

Unsere erste Liebe bestimmt auch nicht unerheblich unser Beuteschema. Sowohl was Äußerlichkeiten als auch Charaktereigenschaften angeht. Umso mehr, je schöner die Beziehung war. Aber selbst wenn es rückblickend nicht ganz so gut lief, werden zukünftige Partner der ersten Liebe dennoch mit großer Wahrscheinlichkeit zumindest äußerlich ähneln. Und auch wenn im Anschluss an eine Riesenenttäuschung das offensichtlich absolute Gegenteil der ersten Liebe die Nachfolge antritt, ist eine solche bewusste Umorientierung oft nicht von langer Dauer. Denn das eigene Beuteschema ist ein unbewusst tief eingeprägtes, inneres Programm.


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