Was Forscher über die Angst der Frauen herausgefunden haben

Eine neue Untersuchung zeigt, wie unterschiedlich Frauen und Männer Angst empfinden und mit ihr umgehen. Aus dem neuen Buch von Professor John Gottman

Angst ist etwas, das jeder kennt. Zum Beispiel die Angst vor Nähe, über die wir bereits viel geschrieben haben. Darum geht es aber in diesem Beitrag nicht. Ängste haben Männer und Frauen, aber was viele nicht wissen, welche Rolle Angst in Beziehungen spielt.

Wenn wir von Ängsten sprechen, geht es selbstverständlich auch um Mut. Das Klischee sagt, was Männer häufig als Mut bezeichnen, empfinden Frauen als Selbstüberschätzung und Leichtsinn. Dahinter verbirgt sich eine These der Evolutionspsychologie: Die Damen initiieren den Wettkampf, die Herren messen sich und unter den Siegern werden dann die Favoriten gewählt. (Ja, das weibliche Geschlecht entscheidet.) Wer die Hoheit der Entscheidung hat, muss zum Abwägen viele Faktoren berücksichtigen. Es liegt nahe, dass Ängste und Sorgen dabei einen großen Anteil haben.

Hier setzt eine Untersuchung an, die Professor John Gottman in seinem (auf Deutsch noch nicht erhältlichem) neuen Buch „The Man’s Guide to Women“ vorstellt.

Frauen erleben viel häufiger Angst als Männer

Ein Psychologen-Paar wollte von Männern wissen, wie oft sie in ihrem Leben Angst gehabt hätten. Die Befragten zögerten zunächst und erzählten Situationen aus der Kindheit oder der Jugend, von Unfällen, von Krankheiten. Im Schnitt kamen Männer auf 10 bis 30 Erlebnisse in ihrem ganzen Leben.

Die befragten Frauen zögerten – auch weil sie alle Situationen gar nicht mehr zusammen bekamen. Die Forscher grenzte den Zeitraum ein. Zunächst auf das vergangene Jahr. Dann auf die letzten sechs Monate. Schließlich auf den aktuellen Tag. Das Ergebnis: Die befragten Frauen fürchteten sich bereits, nach den Interviews bei Dunkelheit in die Tiefgarage zu gehen. Ein ganz und gar anderes Empfinden als das der Männer.

Unabhängig davon, dass Männer vermutlich ebenfalls Angstgefühle in dunklen Kellern kennen, sie nehmen diese aber nicht als so bedrohlich wahr wie Frauen. Und weil sie diese Situation so nicht kennen, gehen sie davon aus, ihren Partnerinnen gehe es wie ihnen. Konfrontiert mit den Antworten der Frauen reagierten die Männer regelrecht geschockt. Was gab es noch, was sie voneinander nicht wussten?

Was, wenn der Beschützer seine Kraft gegen sie richtet?

Frauen erleben demnach wohl sehr viel häufiger Ängste als Männer. Das ist sicher einer der Gründe, weshalb Frauen so viel Wert darauf legen, dass ihr Partner liebevoll ist. Weil sie sich schneller bedroht fühlen. Das hat damit zu tun, dass Männer meist körperlich stärker sind als Frauen. Dass Männer Frauen häufiger bedrohen als umgekehrt, und dass sie sie ihnen allein durch ihre körperliche Kraft Gewalt antun könnten. Männer kennen dieses Gefühl so überwiegend nicht. Sie konkurrieren mit anderen Männern, sie messen sich, aber das bereitet ihnen weniger Angst, und in einer Beziehung haben sie keine Angst vor ihrer Partnerin. Frauen hingegegen fühlen sich rasch bedroht durch ihren Partner. Wenn der laut wird, wenn er sich vor ihnen plötzlich aubaut und aufrichtet – dann kann das wie eine bedrohliche Situation wirken. Und weil beispielsweise nahezu alle Frauen einen Mann zum Partner wünschen, der größer ist als sie – um sie beschützen zu können – erleben sie permanant unterschwellig auch eine Form der Bedrohung. Was, wenn der Beschützer seine Position missbraucht, was wenn er seine Kraft gegen sie richtet?


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