Plötzlich immer zusammen

Früher musste man jede Woche genau durchplanen – wer ist wann wo, wann übernachten wir bei wem – der Haushalt wurde drumherum organisiert und es kam zuweilen zu Ärgernissen oder Enttäuschung, wenn Planungen schiefliefen und Termine aus Versehen doppelt besetzt wurden, so dass man sich doch „wieder“ nicht sehen konnte. Jede Woche schien es ein bisschen ein Kampf um die Zeit zu sein – ein Phänomen, was nicht nur mit unserer Lebenssituation, sondern auch mit der Stadt zu tun hatte. Denn jetzt hier in der Provinz merke ich, dass die Mühlen auf dem Land wirklich ein bisschen langsamer mahlen. Für alles ist immer ein bisschen mehr Zeit als vorher. Und sogar, wenn man sehr viel zu tun hat, bleibt etwas Zeit übrig, um in den Garten zu gehen oder mit dem Nachbarn zu plauschen.

Und auf einmal haben wir ganz viel Zeit für uns

Das Wichtigste aber ist: Wir haben für uns gemeinsam mit einem Mal Zeit ohne Ende. Klar erlebt man das Zusammensein nun etwas anders, denn auf einmal muss wirklich ein gemeinsamer Haushalt geführt werden, inklusive Putzen, Wäschen waschen und Klo saubermachen. Die Sorge aber, dass die gemeinsame Zeit uns nun zu lang erscheinen könnte, war ganz unbegründet. Im Gegenteil hat es uns noch näher zusammengebracht und, ja, wir vermissen einander, wenn der andere nachts nicht da ist.

Nun sind wir dabei, unsere Zweitwohnung in Berlin aufzulösen, die als Rettungsleine gedacht war, falls Land und Nähe uns doch zu viel sein sollte. Eine Rettungsleine braucht es nicht, wir stürzen uns lieber einfach weiter ins Abenteuer Zusammenleben.


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