Meine Beziehung ist viel besser, als ich manchmal denke

Optimismus und Vertrauen in die gemeinsame Zukunft sind unerlässliche Säulen des gemeinsamen Beziehung-Gebäudes. Manchmal müssen sich die Partner stärker bewusst werden, was sie gemeinsam bereits geleistet haben und wie gut ihre Beziehung eigentlich ist, weiß beziehungsweise-Autorin Christiane Mieth

„Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich dir jetzt in der Küche helfen soll“, sagst du. Ich werfe dir einen vorwurfsvollen Blick zu. „Die Reste aus der Pfanne in eine Tupper, die Pfanne ausspülen, abtrocken, wegräumen. Ist doch nicht so schwer, oder?“ Widerwillig und betont laut machst du, was ich gesagt habe, verschwindest anschließend in deinem Zimmer und verbarrikadierst dich dort für den Rest des Abends.

Immer dieser Ärger …

Ich seufze und frage mich, warum du nicht einmal mit anpacken kannst. Immer bleibt alles an mir hängen. Warum ist das alles nicht einfacher? Immer dieser Ärger! Ich habe keine Lust mehr auf diesen Mist. Da kommt man nach Hause und will sich entspannen, und dann sowas. Als ob ich nicht schon genug Stress habe. Ein bisschen Entlastung ist doch echt nicht zu viel verlangt. Aber nein!

Nachdem ich mich abreagiert habe und von meinem inneren Vorwurfstripp heruntergekommen bin, wische ich mir die Wuttränen weg. Was bin ich doch für eine dumme Kuh! Rege mich hier auf über so eine Kleinigkeit. Steigere mich richtiggehend hinein. Mache aus einer Mücke einen Elefanten. Und wieso bitte schön? Weshalb konzentriere ich mich so auf die negativen Dinge? Würde ich einmal die Augen aufmachen und richtig hinsehen, würde mir vielleicht auffallen, dass die Wäsche schon zusammengelegt und in den Schrank geräumt war, als ich nach Hause kam. Oder dass du die Spülmaschine schon ausgeräumt hast. Oder dass du mir meinen Lieblingsjoghurt gekauft hast – drei Becher als Vorrat!

Die positiven Dinge sind nicht selbstverständlich

Aber warum stürze ich mich so auf die negativen Dinge und nehme die positiven als selbstverständlich wahr? Sie sind nicht selbstverständlich. Sie sind genau das, was dich zu einem tollen Partner macht. Ganz ohne Aufforderung und ohne ein Bienchen dafür zu verlangen, tust du jeden Tag tausend schöne Dinge für mich. Einfach so.

Ich schüttele den Kopf über mich selbst. Was haben wir schon alles miteinander erlebt?! Meinen Reizdarm habe ich jahrelang kultiviert, bis ich dich getroffen habe und du mich motiviert hast, etwas zu ändern. Du hast mir Mut gemacht und mir einen Schubser gegeben, für den mir selbst die Kraft fehlte. Ohne dich hätte ich das Thema immer weiter verdrängt. Mich gedrückt vor dem Aufwand und der nötigen Disziplin. Doch selbst in schwierigen Zeiten (und ich weiß, dass ich streckenweise schwer auszuhalten war), bist du bei mir geblieben. Hast mir das Händchen gehalten, die Schokolade versteckt und mir Karotten geraspelt. Damit es mir gut geht.

Wen kümmert ein kleiner Zank am Abend?

Und ich rege mich hier auf über eine dämliche Pfanne. Wieder steigen mir die Tränen in die Augen – aber diesmal aus Scham und Reue. Es ist total unwichtig, dass du mich einmal nicht ohne Worte verstanden hast. Du hast es Millionen Male zuvor getan und tust es jeden Tag wieder. Sogar, bevor ich selbst weiß, was ich will oder brauche, bist du für mich da. Uneingeschränkt. Immer. Wen kümmert da ein kleiner Zank am Abend?

Ich stehe nah vor der Zimmertür und kratze mit dem Zeigefinger daran. Vorsichtig klopfe ich drei Mal. Du machst die Tür auf, deine Stirn in Falten gelegt. „Tut mir leid, dass ich dich angezickt habe“, murmele ich kleinlaut. Du brummst: „Ich kann nichts dafür, wenn du einen schlechten Tag hattest. Kein Grund, es an mir auszulassen.“ Ich schaue zu Boden. „Ich weiß. Es tut mir leid. Das war blöd von mir.“ Dann richte ich meinen Blick direkt in deine Augen. „Bist du wieder lieb?“ Du ziehst mich in deine Arme. „Wenn du wieder lieb bist.“ Ich grabe meinen Kopf in deine Brust, verschränke meine Arme hinter deinem Rücken und spüre, wie sich ein warmes Wonnegefühl in meinem Bauch ausbreitet.

Scheiß auf die blöde Pfanne! Du bist so gut zu mir, und dafür bin ich unglaublich dankbar. Ich nehme mir vor, ab sofort öfter nach den positiven Dingen zu schauen (denn davon gibt es weiß Gott genug!) und bei den wenigen negativen einfach einmal mit den Schultern zu zucken.

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