Keine Beziehungserfahrung. Kann das gut gehen?

Beziehungserfahrung ist so etwas wie Berufserfahrung

Eines sollte aber nicht aus den Augen verloren werden: Zu viel des Guten, hat auch seine Tücken! Beginnt jemand ständig neue Beziehungen, können sich Muster einschleifen. Es werden immer die gleichen Fehler begangen, immer die gleichen Problemlösungsstrategien genutzt. Das kann nicht gut gehen. Hüten Sie sich also vor den Menschen, die wie am Fließband Beziehungen führen! Da reicht schon ein kleiner „Produktionsfehler“, damit sie vom Band geschmissen und aussortiert werden.

Das Thema „Erfahrung“ in Bezug auf Partnerschaften darf allerdings nicht nur auf die „Beziehungserfahrung“ reduziert werden. Ja, wir müssen hier auch mal über sexuelle Erfahrung sprechen! Wenig Beziehungserfahrung bedeutet nämlich heutzutage mitnichten, dass auch wenig Erfahrung im Schlafzimmer vorliegt.

Selbst wenn jemand noch keinen festen Partner hatte, kann er durchaus durch einige Betten gehüpft sein. In meinem Freundeskreis gibt es eine Frau, die bis jetzt leider nur auf beziehungsunwillige Männer traf, und somit ein „Newbie“ in Sachen fester Bindung ist. Was die sexuelle Erfahrung angeht, können ihr allerdings die meisten Beziehungsmenschen nicht das Wasser reichen. Als Single hat man schließlich die Freiheit tun und lassen zu können, was man möchte und vor allem: Mit wem man es möchte. Unsere Gesellschaft ist in dieser Hinsicht sehr zwiegespalten. Auf der einen Seite sollen wir uns austoben, Erfahrungen machen und unsere Grenzen kennenlernen. Auf der anderen Seite ist eine lange Liste an Bettgeschichten verpönt und wird als „schlampig“ bezeichnet. Doch ab wann bezeichnet man eine Frau eigentlich als Schlampe? Wie viele Männer muss sie dafür gehabt haben? Zehn? Glaubt man den Statistiken, schläft eine deutsche Frau in ihrem Leben im Durchschnitt mit 6,3 Männern. Wirklich? Wenn ich mir diese Zahl so anschaue, halte ich sie nicht für realistisch. Da müssen sehr viele Frauen dabei gewesen sein, die nicht wahrheitsgemäß geantwortet haben. Oder solche, die mit ihrer Jugendliebe verheiratet sind und nur einen Partner im Leben hatten. Möglicherweise sind die Zahlen so alt, dass meine Generation überhaupt nicht abgebildet wird. Vielleicht bin ich da auch etwas verblendet, da mein Umfeld schon sehr spaßorientiert ist. Durchschnittlich würde ich in meinem Freundeskreis eher eine Bettpartneranzahl von knapp 15 annehmen. Und da betrachte ich nur die Frauen. Bei den Herren wird meist ab Partnerin Nummer 50 aufgehört zu zählen. Ist das zu viel?

Wer gibt vor, was zu viel oder zu wenig ist?

Man kann mit 30 Bettpartnern noch genauso unerfahren sein, wie mit fünf! Wichtig ist, sich selbst kennenzulernen, Vorlieben zu entdecken und selbstverantwortlich zu handeln. Die alleinige Anzahl ist also kein Kriterium. Ob meine Exfreunde je ein Problem mit meinen „wilden Zeiten“ hatten, kann ich nicht genau sagen. Ihnen war vermutlich bewusst, dass ich keine Jungfrau mehr war, aber mehr wollten sie einfach nicht wissen. Unwissenheit schützt in diesem Fall vor Eifersucht und dem Gedankenkarussell. Was bringt es uns denn zu wissen, mit wem unser Partner schon das Bett teilte? Nichts! Nur Gedankenbilder, die sehr belastend sein können. Wir vergleichen uns und werten uns meistens direkt ab. Meiner Meinung nach sollten wir gerade was das sexuelle Vorleben angeht, nach dem Motto vorgehen: „Der Kenner genießt und schweigt.“ Die Vergangenheit ist nicht zu ändern, nach vorne schauen ist das Motto. Wir sind erwachsen und müssen nicht mit dem Finger auf Menschen zeigen, mit denen wir einmal unser Leben oder das Bett teilten.

Es ist nicht leicht, eine Beziehung mit einer Person zu beginnen, die entweder viel mehr oder viel weniger Erfahrung besitzt als wir selbst. Als erfahrener Part, sollte man den Partner an die Hand nehmen und ihm die Spielregeln erklären. Die eigenen Erfahrungen sind dabei Gold wert. Besitzt man wenig Erfahrung, sollte man dem Partner gezielt zuhören. Gibt er Hinweise, sollte man sich diesen annehmen und lernen. Es gehört viel Vertrauen zu einer solchen Beziehungskonstellation, aber sie kann sehr erfolgreich sein, wenn sich beide Seiten darauf einlassen.


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