Beziehung mit einem Asperger – Ist das möglich?

Partnerschaft und Asperger Syndrom

Wenn Sie einen Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung kennenlernen, werden Ihnen vermutlich schon bald einige Besonderheiten auffallen. Möglicherweise treffen Sie Ihr Date in einem Restaurant und haben sich in Erwartung dieses Kennenlernens zurechtgemacht und stundenlang überlegt, was Sie anziehen, wie Sie sitzen werden und worüber Sie reden wollen. Dann kommt der Schwarm im ausgeleierten Pulli und schmuddeliger Jeans zum Candle Light Dinner. Es dürfte Sie einigermaßen irritieren, möglicherweise zweifeln Sie sogar daran, dass Ihr Gegenüber wirkliches Interesse hat, Ihnen zu gefallen. Asperger Autisten machen sich keine Gedanken darüber, wie sie auf andere Menschen wirken. Sie beherrschen die Kunst des Flirten allenfalls ansatzweise und wissen oft nicht, wie man auf Menschen zugeht und über was man z.B. beim ersten Date reden sollte und wie man sich verhalten sollte, um jemanden für sich einzunehmen. Möglicherweise verliert sich Ihr autistisches Gegenüber in einem langen Monolog über sein sehr spezielle Hobby und registriert nicht, dass Sie sich langweilen.

Wenn Sie sich dennoch auf eine Partnerschaft einlassen und sich zu diesem „etwas anderen“ Menschen hingezogen fühlen, sollten Sie damit rechnen, dass diese „Missverständnisse“ an der Tagesordnung sein werden.

Klar ist, dass Sie sich keine einfache Beziehung ausgesucht haben, wenn Sie mit einem Partner mit einer Autismus-Sprektrum-Störung zusammenleben.

Ihnen sollte klar sein, dass Sie für das soziale Leben Ihrer Familie verantwortlich sein werden, Sie werden die sozialen Kontakte herstellen und aufrechterhalten. Ihr Partner wird, wenn es gut (und für ihn vorhersehbar) läuft, bereitwillig mitmachen. Sie werden nicht den beliebten, unterhaltsamen Partygast an Ihre Seite haben. Sollten Sie ein großer Freund ausgiebiger kurzweiliger Unterhaltungen über die verschiedensten Dinge des Lebens sein, sollten Sie nicht auf Ihren autistischen Partner zählen. Wichtig für Sie wird es sein, sich ein ausreichend gutes soziales Netz aus Freunden und emphatischen Gesprächspartnern zu suchen, die die fehlenden Kompetenzen Ihres Partners auszugleichen helfen und Ihnen die Möglichkeit bieten, Ihre eigenen Bedürfnisse nach Verstanden werden und Austausch auszuleben.

Ebenfalls werden Sie sich darauf einstellen müssen, dass Ihr Partner Sie nicht mit romantischen Äußerungen und Liebesbekundungen überschüttet. Gerade das Gefühl der Zuneigung ist für den Betroffenen zu Beginn schwer auszuhalten (weil sie es nicht kennen) und sie können es weder richtig einordnen noch äußeren. Während Sie sich auf einen romantischen Abend am Kamin gefreut haben, verliert sich Ihr autistischer Partner möglicherweise in der Analyse der richtigen Stapeltechnik des Holzes für den optimale Brennqualität. Diese Art der zwar nicht so intendierten doch aber im Endeffekt so wirkenden Abwehr Ihrer Gefühle kann Sie immer wieder gekränkt zurücklassen. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Partner mitteilen, wie sein Verhalten bei Ihnen ankommt und dass er damit Ihre Gefühle verletzt. Das wird nicht immer einfach sein, zumal Ihr Partner auch die Gespräche über Gefühle oder Probleme in der Partnerschaft eher versuchen wird zu vermeiden, da er sich überfordert und nicht befähigt fühlt, „richtig und angemessen“ zu reagieren. Es wird in der Partnerschaft darum gehen, zu begreifen, wie die Welt des jeweils anderen aussieht und funktioniert und um die Verhaltensweisen einordnen und verstehen zu können.


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